Lesesaal > Essays > Beitrag
Weitere Beiträge
  • Max von der Grün: Als das Revier noch rührt

    Ein Porträt von Wolfgang Delseit
    [12.12.2017]
  • Carmina Buerana. Ein Nachruf auf Michael Klaus

    von Gerd Herholz
    [12.12.2017]
  • Eberhard Illner: „König Dampf“. Frühindustrialisierung und Literatur im Rheinland

    Vortrag, gehalten im Heine-Institut am 9.12.2008
    [12.12.2017]
  • Simon Peters: „Ein Königreich aus Worten“

    Rose Ausländers poetische Sprachutopie
    [25.11.2017]
  • Tafelausstellung geht auf Wanderschaft
    [24.11.2017]
  • Matthias Bickenbach: Thomas Kling zu ehren

    Dichterfeier am Totensonntag
    [21.11.2017]
  • Pilar Baumeister: Pilar Baumeister: Die literarische Gestalt des Blinden im 19. und 20. Jahrhundert, Auszug II

    Offener Konflikt zweier Gruppen: Gert Hofmanns
    [21.11.2017]
Backlist
Alle bisherigen Beiträge finden Sie in unserer Backlist.

Zu den Netz-Datenbanken von RLA und WLA

Bernd Füllner/Christian Liedtke: Das Heinrich-Heine-Portal

Ein Arbeitsbericht

13.000 Bilddateien, 26.500 Buchseiten, 72 Millionen Zeichen, die Arbeitsergebnisse mehrerer Forschergenerationen und der Esprit von Deutschlands amüsantestem Klassiker – das sind die Bestandteile des Heinrich-Heine-Portals, das gemeinsam vom Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf und dem Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier erarbeitet wird.

Unter der URL-Adresse http://www.heine-portal.de wird künftig alles von und vieles über Heine zu finden sein, auf dem neuesten Stand der Technik wie der Heine-Forschung: sämtliche Werke und Briefe, Dokumente zu Leben und Werk, Erläuterungen und aktuelle Informationen. Für den Inhalt und die wissenschaftliche Präsentation zeichnet das Heine-Institut verantwortlich (Bernd Füllner, Christian Liedtke), die Texterschließung und -auszeichnung sowie die Entwicklung der grafischen Oberfläche werden vom Trierer Kompetenzzentrum durchgeführt (Thomas Burch, Nathalie Groß).


Mit dem Heinrich-Heine-Portal entsteht ein umfassendes digitales Informationssystem über den Vorreiter der literarischen Moderne in Deutschland. Den Mittelpunkt bildet eine vernetzte wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe von Heines Werken und Briefen im Volltext, verknüpft mit digitalisierten Handschriften-, Bild- und Buchbeständen aus dem Heine-Institut und anderen Bibliotheken und Literaturarchiven.

Das Portal vereinigt die beiden maßgeblichen historisch-kritischen Heine-Gesamtausgaben, die unabhängig voneinander in der Bundesrepublik und der DDR entstanden: die 1973-1997 erschienene Düsseldorfer Heine-Ausgabe (DHA), herausgegeben von Manfred Windfuhr (23 Einzelbände; Hamburg: Hoffmann und Campe), und die 1970-1984 publizierte Briefabteilung der Heine-Säkularausgabe (HSA), herausgegeben von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (heute Stiftung Weimarer Klassik) und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris (17 Einzelbände; Berlin, Paris: Akademie-Verlag und Editions du CNRS).

Diese 26.500 Buchseiten mit insgesamt ca. 72 Millionen Zeichen wurden von einem chinesischen Dienstleister im „Double-Keying-Verfahren“ (doppelte manuelle Eingabe) erfasst und mit Steuerzeichen versehen. Im Trierer Kompetenzzentrum werden die Dateien anschließend unter Einsatz des Content Management Systems ZOPE und des Datenbanksystems MySQL aufbereitet, im Heine-Institut werden sie wissenschaftlich und editionsphilologisch weiter bearbeitet.


Bei dieser inhaltlichen Bearbeitung geht es zum einen um die Verknüpfung von Text, Kommentaren, Registern beider Teilausgaben unter- und miteinander in einer Hyperlinkstruktur, die sowohl Übersichtlichkeit als auch individuelle Such- und Navigationsfunktionen bietet. Außerdem wird dabei zusätzlich philologische Arbeit für das Heine-Portal geleistet, denn zumindest der Briefwechsel Heines bedarf der Überarbeitung und Erweiterung. Die Briefabteilung der Säkularausgabe wurde 1984 abgeschlossen, seitdem sind eine ganze Reihe von Briefen von und an Heine neu oder wieder aufgetaucht und zum Teil vom Heine-Institut erworben worden.

Diese müssen neu eingearbeitet werden, außerdem ergeben sich dadurch Umdatierungen und andere Korrekturen am Text und Kommentar, natürlich vor allem bei Briefen, die damals für die Säkularausgabe nicht nach den Handschriften ediert werden konnten, die als verschollen galten, inzwischen aber wieder vorliegen usw. Außerdem werden alle Briefe Heines noch einmal mit den Handschriften verglichen, und es wird beständig systematisch nach Brief- und Werkmanuskripten recherchiert, Besitzerwechseln durch Auktionen u. ä. wird nachgegangen. Dazu wurde eine für alle Benutzer zugängliche Datenbank angelegt, die sich wie ein „virtueller Gesamtkatalog“ der Briefe von und an Heine verwenden lässt, mit stets aktualisierten Informationen über die Standorte der Handschriften in aller Welt, über Erst- und Faksimiledrucke sowie digitale Abbildungen, auf die über das Heine-Portal direkt zugegriffen werden kann.


Die Bereitstellung von digitalem Bildmaterial und dessen stellengenaue Verknüpfung mit den „gedruckten“ Werk- und Kommentartexten der beiden Ausgaben ist der andere Schwerpunkt des Heine-Portals. Im Heine-Institut befinden sich etwa 60% des bekannten Handschriftenmaterials von Heine (das sind ca. 4200 Blatt Werk- und 3300 Blatt Briefmanuskripte), präsentiert werden im Portal außerdem gedruckte Textzeugen, Erstdrucke, abweichende Publikationen Heines in Zeitschriften oder Literaturalmanachen, biographische und historische Dokumente, die Nachlassbibliothek des Dichters sowie eine Galerie der zeitgenössischen Heine-Porträts.

Dieses Material stammt ebenfalls aus dem Besitz des Heine-Instituts und umfasst insgesamt noch einmal rund 4000 weitere Bilddateien. Hinzu kommen digitale Abbildungen von Handschriften, die sich in anderen Archiven befinden und von diesen zur Verfügung gestellt werden. So konnten bislang Materialien aus 32 verschiedenen Institutionen in das Portal eingebunden werden, darunter die vollständigen Heine-Handschriftenbestände der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, des Historischen Archivs der Stadt Köln oder des Museums für Hamburgische Geschichte. Als bislang größter externer Gesamtbestand werden die Heine-Handschriften des Goethe-Schiller-Archivs, Weimar, integriert, was durch eine Kooperationsvereinbarung ermöglicht wurde. Dies ist ein erster Schritt zu der auf lange Sicht angestrebten „virtuellen“ Zusammenführung möglichst vieler der auf Archive in der ganzen Welt verteilten Heine-Manuskripte.

Im Zuge der Recherchen konnten zudem einige bisher unbekannte Briefe Heines entdeckt werden (u. a. im Rothschild-Archiv, London, und der British Library), die jetzt ebenso im Internet präsentiert werden wie ein kürzlich in Moskau aufgefundener, ungedruckter Brief Heines an Jenny Marx. Nicht zuletzt diese internationale Zusammenarbeit und das Bestreben, stets den modernen technischen Standard und aktuellen Forschungsstand zu repräsentieren, machen das Heinrich-Heine-Portal zu einem integrierten Informationssystem, das Pilotcharakter in den Kulturwissenschaften hat.


Literatur:


Bernd Füllner / Christian Liedtke: Volltext, Web und Hyperlinks. Das Heinrich-Heine-Portal und die digitale Heine-Ausgabe. In: Heine-Jahrbuch 42 (2003) S. 178-187.


Bernd Füllner / Christian Liedtke: Die Datenbanken des Heinrich-Heine-Portals. Mit fünf unbekannten Briefen von und an Heine. In: Heine-Jahrbuch 43 (2004), S. 268-276.

Bernd Füllner / Johannes Fournier: Das Heinrich-Heine-Portal. Ein integriertes Informationssystem. In: Standards und Methoden der Volltextdigitalisierung. Beiträge des Internationalen Kolloquiums an der Universität Trier, 8./9. Oktober 2001. Hg. von Thomas Burch, Johannes Fournier, Kurt Gärtner u. Andrea Rapp. Trier 2002 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz; Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse), S. 239-263.

Nathalie Groß: Der Digitale Heine – Ein Internetportal als integriertes Informationssystem. In: Jahrbuch für Computerphilologie 6 (2005), S. 60-73. Online verfügbar unter:
http://computerphilologie.uni-muenchen.de/jg04/gross/gross.html

Christian Liedtke: Die digitale Edition im Heinrich-Heine-Portal – Probleme, Prinzipien, Perspektiven. In: Editio. Internationales Jahrbuch für Editionswissenschaft 19 (2005) [in Vorbereitung]

Kontakt:
Bernd.Füllner@stadt.duesseldorf.de
Christian.Liedtke@stadt.duesseldorf.de
HHP@uni.trier.de


Link: http://www.heine-portal.de