Lesesaal > Essays > Beitrag
Weitere Beiträge
  • Max von der Grün: Als das Revier noch rührt

    Ein Porträt von Wolfgang Delseit
    [12.12.2017]
  • Carmina Buerana. Ein Nachruf auf Michael Klaus

    von Gerd Herholz
    [12.12.2017]
  • Eberhard Illner: „König Dampf“. Frühindustrialisierung und Literatur im Rheinland

    Vortrag, gehalten im Heine-Institut am 9.12.2008
    [12.12.2017]
  • Simon Peters: „Ein Königreich aus Worten“

    Rose Ausländers poetische Sprachutopie
    [25.11.2017]
  • Tafelausstellung geht auf Wanderschaft
    [24.11.2017]
  • Matthias Bickenbach: Thomas Kling zu ehren

    Dichterfeier am Totensonntag
    [21.11.2017]
  • Pilar Baumeister: Pilar Baumeister: Die literarische Gestalt des Blinden im 19. und 20. Jahrhundert, Auszug II

    Offener Konflikt zweier Gruppen: Gert Hofmanns
    [21.11.2017]
Backlist
Alle bisherigen Beiträge finden Sie in unserer Backlist.

Zu den Netz-Datenbanken von RLA und WLA

Seite 1 von 2 | weiterweiter

Jochen Grywatsch, Andreas Siemer: www.droste-forschung.de

Eine Internet-Präsentation zu Annette von Droste-Hülshoff.

Literatur, Autor, Internet

Das Medium Internet und sein rasantes Wachstum hat zu einer radikalen Veränderung von traditionellen Arbeits- und Informationsprozessen geführt. Kaum jemand, der an seinem Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld von den neuartigen globalen Kommunikations- und Informationsformen nicht berührt worden wäre. In gleichermaßen radikaler Weise, wie Gutenbergs Erfindung der beweglichen Lettern den Wechsel von der oralen zur Druckkultur kennzeichnet, steht die Entwicklung des Internets für den Übergang zu einer digitalen Netzwerk-Kultur. Vor dem Hintergrund der sich unaufhaltsam ausbreitenden digitalen Revolution ist häufig die bange gestellte Frage zu vernehmen, ob denn nun die Tage des guten, alten Buches endgültig gezählt seien. Wer wird sich in Zukunft schon noch auf seinen Lesesessel zurückziehen und manuell die Seiten eines aus dem Regal gegriffenen Werkes umblättern, wenn ihm der Browser komplexe Hypertextstrukturen des unerschöpflichen Internetangebots auf den Bildschirm zaubern kann? Doch trotz aller Unkenrufe: Das Buch wird sicher weiter existieren und auch in Zukunft sein Publikum finden.

Beide Formen der medialen Vermittlung sprechen gänzlich unterschiedliche Nutzungsbereiche an, die auch ihren jeweilig spezifischen Stellenwert behalten werden. Klassische, linear geprägte Darstellungs- und Erzählstrukturen sind für den Hypertext kaum geeignet, der dagegen durch seine Hyperlinks, die eine Vielzahl multimedialer Angebote zusammenführen, dem Leser verschiedene Lesepfade anbietet und damit das Episoden- und Ausschnitthafte unterstützt. So sollten digitale und gedruckte Texte nicht als konkurrierende, sondern als einander ergänzende Medien betrachtet werden.

Im Bereich der Literatur eröffnet das Internet – wie in vielen anderen Gebieten – ein weites Feld bisher ungeahnter Möglichkeiten. Es erweitert durch seine besonderen Strukturen die Angebote der Darstellung und der Recherche erheblich und birgt außergewöhnliche Entwicklungschancen. Ein großer Vorteil von Netz-Publikationen ist, dass die Inhalte nicht ein für allemal festgeschrieben werden müssen, bevor sie zwischen zwei Buchdeckel gepresst an die Öffentlichkeit gebracht werden, sondern sich im Gegenteil gerade dadurch auszeichnen, dass sie in hohem Maße flexibel sind und variabel bleiben. Das Internet ist ein überaus dynamisches Medium, bei dem die Veränderung zum strukturellen Sinngehalt gehört. Ein weiterer besonderer Vorzug liegt in der hypermedialen Verweisstruktur des weltumspannenden Netzes, die in den ‚unendlichen‘ Hypertext mündet, der potentiell unerschöpfliche Kontexte, Informationsquellen und Medien zusammenführt. Kaum abzusehen ist heute, welche Ergebnisse in Bezug auf eine besondere Zielsetzung erlangt werden können, wenn alle strukturellen und multimedialen Elemente des sich endlos fortschreibenden Hypertexts verbunden werden können.

Eine zentrale Frage im Zusammenhang mit der Internet-Diskussion ist die nach dem Autor. Wie definiert sich im Zeitalter des Hypertexts ein Autor? Wird jeder Leser nicht gleichzeitig zum Autor, indem er sich seinen individuellen Weg durchs Netz bahnt und an bestimmten Knotenpunkten eigene Beiträge in die Diskussionsforen stellt? Die zunehmende Auflösung der Grenzen zwischen Autor und Leser hat im Bereich der Literatur zu zahlreichen experimentellen Projekten im World Wide Web geführt. Unter dem Stichwort ‚Netzliteratur‘ oder ‚webfiction‘ häufen sich im Internet kollaborative Schreibprojekte, z.B. digitale Lyrikmaschinen, ZAP-Romane oder Tree-Fictions. Viele Projekte arbeiten bewußt mit der beliebigen Verknüpfung von Textsegmenten, so dass jeder Leser/Autor seinen individuellen Text entwirft und gegebenenfalls fortsetzt. Gerade in diesen Projekten sehen einige Theoretiker eine spezifisch neue Literaturform.(1)

Eine Geschichte (in einer potentiell unendlichen Zahl von Variationen), viele Autoren: Nach diesem Prinzip arbeiten strenggenommen alle Netz-Publikationen, für die die Verwendung von Hyperlinks selbstverständlich ist. Doch so innovativ sich das anhört, die Idee ist keineswegs neu. Die Zeiten, dass Literatur unter dem Diktum der eindeutigen Autorschaft stand, sind schon lange vorbei. Bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es Beispiele für kollaboratives Schreiben. Bekannt sind die unter dem Namen Bjarne T. Holmsen erschienene Novellensammlung Papa Hamlet (1889), die auf das Autorenkollektiv Arno Holz und Johannes Schlaf zurückgeht, oder der Roman der XII (1909), zu dem ein experimentierfreudiger Verleger zwölf renommierte Autoren verpflichtete, die jeweils ein Romankapitel beisteuerten. Vor dem Hintergrund der sich im 20. Jahrhundert enorm ausbreitenden Medienlandschaft begannen dann Vordenker wie Walter Benjamin und Bertolt Brecht zu zeigen, dass die Orientierung an Künstlerautonomie und Originalkunstwerk der Vergangenheit angehörte. Die strikte Unterscheidung zwischen Autor und Leser war inzwischen im Grundsatz erschüttert; jeder Lesende wurde als potentieller Schreibender gesehen. Die frühen Medienutopien sind inzwischen im Kontext der postmodernen Theorie eines ‚digitalen Universums‘ aufgegriffen und aktualisiert worden.(2)

In der Literaturtheorie ist die Veränderung der Position des Autors durch Roland Barthes vorweggenommen worden, der bereits in den 60er Jahren das Diktum vom „Tod des Autors“ geprägt hat. In der modernen Weltvernetzung im Internet sei nun, so ist heute allenthalben zu hören, die Figur des Autors von der kollektiven, kollaborativen Autorschaft abgelöst worden. Im Internet schrieben alle am großen, niemals vollendeten Welttext. Für diesen globalen nicht-sequentiellen Schreib- und Leseprozeß steht das viel diskutierte Schlagwort ‚Hypertext‘ ebenso wie für die kleine Einheit des einzelnen Internetprojekts.

Niemand wird bestreiten, dass sich weltweit die Aktivitäten im Internet in enormer Weise ausdehnen. Betrachtet man übergreifend die Landschaft der Präsentationen deutschsprachiger Schriftsteller und Schriftstellerinnen im Netz, so stellt man auch für diesen Bereich fest, dass sich in den letzten Jahren eine Menge getan hat.(3) Wenn Ulrike Steierwald in ihrem 1999 veröffentlichten Beitrag Was ist ein Autor? Zur Präsentation deutschsprachiger Schriftsteller im Internet noch eine sehr ernüchternde Bilanz zieht(4), so fällt eine entsprechende Auswertung heute, drei Jahre später, wesentlich positiver aus. Die inzwischen vielfältigen Bemühungen sind übersichtlich dokumentiert auf der Fachinformationsseite der FU Berlin, wo über 3333 Einträge zu Autorenpräsentationen im Netz verzeichnet sind, dabei zu Annette von Droste-Hülshoff allein 22.(5)

Wichtigste Anbieter von autorenbezogenen Seiten im Internet sind die Literarischen Gesellschaften, in denen Wissenschaftler und Laien über ihr gemeinsames Interesse an einem Autor/einer Autorin zusammenkommen. Ein Blick auf die Internetseite der „Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften“ macht schnell deutlich, dass von den dort verzeichneten Mitgliedsgesellschaften eine große Mehrheit auf eine eigene Homepage verweisen kann.(6) Während dies Ende 1998 lediglich auf 13 Gesellschaften (von insgesamt 119) zutraf, so ist die Zahl Ende 2001 auf 93 (von 167) angestiegen, ein Anstieg also von 10% auf über 50%. Über die Qualität dieser Sites kann hier im einzelnen nicht näher eingegangen werden, sie ist allerdings sehr heterogen, was zuallererst an den unterschiedlichen Zielgruppenorientierungen der einzelnen Gesellschaften liegt. Es finden sich Selbstdarstellungen und Mitgliederwerbung und -informationen, aber auch komplexe Hypertextstrukturen mit unterschiedlichen Quellenebenen und mehreren verknüpften Ebenen.

Als besonders gelungene Autoren-Internetsite wird immer wieder die Seite der Karl-May-Gesellschaft e.V. hervorgehoben(7), die eine umfassende Präsentation mit umfangreichen Teilen des Werks im Volltext, Biografie (in sechs verschiedenen Sprachen), Bibliografie, Fotoarchiv, Sekundärliteratur, darunter verschiedene Periodika der Karl-May-Forschung im Volltext, ein Diskussionsforum und vieles mehr bietet.(8)

Neben den sich kontinuierlich erweiternden Internetaktivitäten der Literarischen Gesellschaften ist eine institutionalisierte Verankerung von autorenbezogenen Internetprojekten im deutschsprachigen Raum allerdings nicht die Regel. Nur vereinzelt existieren Angebote von wissenschaftlichen Forschungsstellen und Archiven. Genannt seien hier stellvertretend die Präsentation des Kleist-Archivs Sembdner der Stadt Heilbronn(9), die in der Breite ihres Angebotes vorbildlich ist, jedoch aufgrund ihrer etwas unübersichtlichen grafischen Gestaltung verbesserungswürdig erscheint, und das in jeder Hinsicht ansprechende Angebot des Heine-Instituts der Stadt Düsseldorf.(10)

Die Entwicklung vergleichbarer Internet-Projekte ist ansonsten stark von der Initiative Einzelner abhängig, die ihre Projekte allerdings häufig im Zusammenhang bestimmter Institutionen ansiedeln, und sei es nur, um den Server der Institution zu nutzen. Am weitesten verbreitet sind die von wissenschaftlichen Mitarbeitern an Germanistischen Instituten entwickelten Projekte, die z.T. in Übungen und Seminaren mit Studierenden in die Praxis umgesetzt werden. Hier ist die Zahl von Einzelinitiativen hoch, und es gibt eine Reihe von gelungenen Projekten, so z.B. die Entwicklung des Goethe-Nets an der TU Ilmenau.(11) Wünschenswert wäre aber, dass fragmentarische und rudimentäre Präsentationen, von denen es leider auch eine lange Reihe gibt, wieder aus dem Netz genommen werden, wenn abzusehen ist, dass ihre Vervollständigung und Weiterführung nicht geleistet werden kann.

Einen sprunghaften Anstieg gibt es auch unter solchen Seiten zu verzeichnen, die von Schülern im Rahmen von Referaten oder Hausarbeiten erstellt werden. Daneben findet sich häufig auch auf den Seiten von Schulen, die nach einer literarischen Persönlichkeit benannt sind, Grundlegendes über den Namenspatron oder die Namenspatronin. Eine deutliche Erweiterung des Netz-Angebots ist auch im Hinblick auf ‚Didaktik-Seiten‘ zu einer Autorin/einem Autor zu finden. Unterschieden werden kann zwischen ins Netz gestellten Unterrichtsreihen, die im Zusammenhang mit der Lehrerausbildung entstanden sind, und professionellen Angeboten, die Materialien, Quellen und Projekte zum Deutschunterricht bündeln.

Zur Konzeption der Internet-Präsentation www.droste-forschung.de

Die Entwicklung des Internet-Projekts www.droste-forschung.de steht in engem Zusammenhang mit der von der Literaturkommission für Westfalen entwickelten Bibliothek Westfalica.(12) Diese virtuelle Bibliothek verfolgt das Ziel, wichtige Werke der westfälischen Literaturgeschichte neu zu edieren und im Internet zu veröffentlichen. Begonnen wurde das Projekt, das im Zusammenhang mit einigen Übungen und Seminaren an der Westfälischen Wilhelms-Universität durchgeführt wurde, mit einer Online-Edition von Werken des münsterschen Sturm-und-Drang-Dichters Anton Mathias Sprickmanns (1749-1833). Den zweiten Baustein bildet die Präsentation von digitalisierten Texten des ebenfalls aus Münster stammenden Expressionisten August Stramm (1874-1915). In Planung befinden sich derzeit weitere Beiträge, u.a. zu Peter Paul Althaus, Gustav Sack und Paul Zech.

http://www.lwl.org/literaturkommission/1biblio/4biblio.htm

Die hier vorzustellende Präsentation zu Annette von Droste-Hülshoff unterscheidet sich von den anderen Bestandteilen der Bibliothek Westfalica insofern deutlich, dass ihr Anliegen nicht darin bestehen kann, regional verankerte, ‚vergessene‘ Texte elektronisch im Internet zur Verfügung zu stellen, wie es für die anderen Autoren der Fall ist. Annette von Droste-Hülshoff genießt, anders als die anderen edierten Autoren, einen hohen Bekanntheitsgrad. Ihr Werk liegt in vielfältigen Ausgaben bestens erschlossen vor, und es wird außerdem in anderen Digitalisierungs-Projekten wenigstens teilweise für das World Wide Web aufbereitet. So war das Ziel der Internet-Präsentation ein weiter gespanntes. Neben der Bereitstellung von Primärtexten in digitalisierter Form, der auch hier eine zentrale Wichtigkeit zukommt, wird eine umfassende multimediale Präsentation zu der Autorin angestrebt.

Was ist damit gemeint? Es geht weniger darum, ein möglichst umfängliches, biografisch orientiertes Bild der Autorin zu zeichnen – dazu sind herkömmliche Medien, wie eine Biografie oder eine Chronik sicher auch gut geeignet –, vielmehr ist es die Absicht, eine eingehende Zusammenschau von Person und Werk und der sich darum rankenden Aktivitäten unter Nutzung der vielschichtigen Quellen im Internet zu vermitteln und damit einen informativen Knotenpunkt im Netz aufzubauen.

Die Startphase des Projekts war an zwei Übungen an der Westfälischen Wilhelms-Universität gebunden, die im Sommersemester 2000 und im Wintersemester 2000/2001 durchgeführt wurden. An der Leitung der Seminare waren in unterschiedlicher Zusammensetzung beteiligt: Dr. Jochen Grywatsch, von dem die Idee und Konzeption zum Projekt stammen, Dr. Jörg Löffler, der sich insbesondere um den Bereich der Edition kümmerte, Andreas Siemer, der die technische Umsetzung der Inhalte ins Internet besorgte und Erpho Bell, der alle einzelnen Bereiche partiell unterstützte. Innerhalb der zwei Semester konnten verschiedene Teile der Präsentation erarbeitet und ins Netz gestellt werden. Der weitere Ausbau geschieht inzwischen ohne die universitäre Anbindung im Rahmen der Arbeit der Literaturkommission für Westfalen.

Die Präsentation www.droste-forschung.de teilt die weithin verbreitete Unterteilung des Bildschirms in zwei Rahmen, wobei der linke, schmale Navigationsrahmen durchgängig auf dem Bildschirm produziert wird, und der rechte, breite Hauptrahmen die Inhalte entfaltet. Die Navigation der hier vorzustellenden Droste-Präsentation bietet acht verschiedene Gliederungspunkte an, die im folgenden kurz erläutert werden.

Die Startseite der Präsentation, die über die Homepage der Literaturkommission unter dem Punkt Bibliothek Westfalica erreicht wird, enthält grundlegende Informationen zum Projekt, d.h. man erfährt, wo es angesiedelt ist und welche Institutionen an der Erstellung beteiligt sind. Als grafisches und gleichzeitig Textelement ist das Droste-Gedicht herzlich in der Handschrift der Autorin als auch in der Transkription abgebildet. Eine weiteres grafisches Element besteht im Namenszug der Autorin und in einer Collage aus Bildnissen der Autorin selbst, ihrer Wohnorte und ihrer Handschrift. Der Startseite ist eine weitere Einstiegsseite vorgeschaltet, die der Nutzer aber nur erreicht, wenn er das Angebot direkt unter www.droste-forschung.de anwählt und nicht über die Homepage der Literaturkommission kommt.

http://www.lwl.org/literaturkommission/1biblio/avdroste/4drosteindex.htm

Ein erster Gliederungspunkt hält unter dem Titel Kompass eine Inhaltsübersicht über die gesamte Präsentation bereit. Hier wird dem Nutzer geholfen, sich auf der Seite zurecht zu finden. Die einzelnen inhaltlichen Bestandteile sind mit kurzen Charakterisierungen des jeweiligen Angebots aufgelistet und können per Mausklick direkt angesteuert werden. Wenn Inhalte noch nicht eingestellt sind, wird darauf deutlich sichtbar in roter Farbe hingewiesen.

Unter dem Gliederungspunkt Biographie finden sich drei inhaltliche Unterpunkte, unter denen das Leben der Autorin und ihre Epoche mit unterschiedlicher Gewichtung in den Blick gerückt werden. Eine Kurzbiografie stellt das Leben der Droste mit einem kompakten Einführungstext in den wichtigsten Stationen dar. Die Darstellung ist versehen mit einer Reihe von Abbildungen, auf die durch Links mit der jeweiligen inhaltlichen Stelle verknüpft sind und sich per Mausklick in einem neuen Fenster öffnen. Die Abbildungen finden auch in einer Zeitleiste Verwendung, in der das Leben chronikartig nach Daten geordnet in übersichtlicher Weise präsentiert wird. Unter den Stichpunkt Epoche werden wichtige Daten der Literaturgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bereitgehalten und das Werk der Droste in den Kontext ihrer Zeit eingeordnet.

http://www.lwl.org/literaturkommission/1biblio/avdroste/7avdbio.htm


Im Zentrum der Präsentation steht, wie bei den anderen Bausteinen der Bibliothek Westfalica, das Werk der Autorin. Der Aufbau einer Online-Edition möglichst aller literarischen Texte, eingeteilt nach den Gattungen Lyrik, Prosa und Drama, ist schon ein gutes Stück voran geschritten, wird aber noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Zwar sind größere Teiles ihres Werks an verschiedenen Stellen im Internet greifbar, diese Online-Publikationen genügen aber kaum philologischen Ansprüchen. Durch die Arbeit der Historisch-kritischen Gesamtausgabe (1978-2000)(13) ist das Droste-Werk editorisch aber inzwischen bestens erschlossen. Diese Ausgabe ist allerdings nicht allgemein zugänglich, da die 28-bändige und über 5.000 DM teure Edition nur für einen kleinen universitären Nutzerkreis konzipiert ist. Es ist deshalb beabsichtigt, eine auf strengen philologischen Kriterien beruhende Neuedition fürs Netz zu erarbeiten. Ein Anfang ist gemacht, indem die Gedichte der Ausgabe von 1844 und eine Edition der Judenbuche bereits online abrufbar sind. Längerfristiges Ziel ist, das gesamte Korpus der von der Droste hinterlassenen Texte sukzessive ins Netz zu stellen.


Solange sich die Edition auf zu Lebzeiten der Autorin veröffentlichte Texte bezieht, ist sie relativ unproblematisch, da autorisierte Textträger vorliegen, die die Grundlage der Edition bilden. Kompliziert wird es, wenn es um nachgelassene Texten geht, die oft nicht abgeschlossen sind bzw. mehrere nebeneinanderstehende Varianten existieren. Wie in diesen Fällen verfahren werden kann, muss noch im Detail geklärt werden, es kann jedoch nicht Sinn der Internet-Präsentation sein, die Nachlass-Edition der Droste-HKA nachzuvollziehen, zu reproduzieren und an einigen bestimmten Stellen zu korrigieren.

In Arbeit befindet sich weiterhin eine Chronologie des Werks mit allen Entstehungszeiten und den Daten der Veröffentlichung und – als besonders wichtiger Bestandteil – eine Suchmaschine für alle bereitgestellten Droste-Texte. Dem Gliederungspunkt Werk ist auch der Bereich der Didaktik zugeordnet. Unter diesem Stichwort werden derzeit eine allgemeine didaktische Abhandlung zur Behandlung der Judenbuche in der Schule, Vorschläge für Unterrichtseinheiten im Zusammenhang der Lyrik der Droste sowie eine Liste mit didaktischer Literatur bereitgehalten.

Der folgende Gliederungspunkt Bibliographie teilt sich in drei Unterpunkte. Unter dem Stichwort Neuerscheinungen werden jahrgangsweise (seit 1997) selbständig und unselbständig erschienene Titel nicht nur wissenschaftlicher, sondern auch populärer Art aufgelistet. Hier kann sich sowohl der Forscher als auch der Laie mit den für ihn interessanten Informationen zur neuesten Literatur versorgen. Die benutzerfreundliche Übersicht zu den Neuerscheinungen ergänzt die umfassende Droste-Bibliografie für die Jahre 1980 bis 2000, die sich derzeit in Arbeit befindet. Es ist beabsichtigt, diese möglichst vollständige, systematische Bibliografie Ende des Jahres 2002 zu publizieren, als gedrucktes Buch ebenso wie als Online-Version unter dem hier vorgestellten Gliederungspunkt. Damit wird dann die Lücke seit der Bibliografie der Droste-HKA gefüllt, deren Berichtszeitraum bis 1980 reicht. Für die Zukunft sind im weiteren regelmäßige Jahresbibliografien im Netz geplant. Bis zur Fertigstellung und Publikation der Bibliografie ist über eine Option einer eMail-Anfrage die Möglichkeit der Datenrecherche gegeben. Dritter Unterpunkt der Abteilung Bibliographie ist eine Linkliste zu interessanten Sites zu Annette von Droste-Hülshoff im World Wide Web, unterteilt in die Kategorien Allgemeines, Texte, Wissenschaft, Schule, Institutionen. Die einzelnen Sites werden mit einem Kommentar kurz inhaltlich charakterisiert, und screen-shots der Startseiten, unter den sich gleichzeitig der jeweilige Link befindet, vermitteln einen Eindruck von der grafischen Gestaltung der betreffenden Seiten.


Unter dem Punkt Abbildungen werden die Bildmedien, die an verschiedenen Stellen der Site verwendet werden, im Zusammenhang abrufbar gemacht. Darüber hinaus werden dort aber auch weitere Abbildungen von Personen, Orten, Handschriften und Buchtiteln präsentiert, über die der Benutzer seinen Entwurf der Autorin, ihres Lebens und ihres Werks auch in rein optischer Hinsicht vertiefen kann. Die geplante Präsentation von Faksimiles bestimmter Gedichtmanuskripte ist längerfristig als Unterstützung und Ergänzung der Editionsarbeit geplant. Der weiterer Gliederungspunkt der Präsentation beschäftigt sich mit Institutionen, die in verschiedener Hinsicht mit Annette von Droste-Hülshoff verbunden sind. Zunächst werden die fünf Droste-Museen (Haus Rüschhaus, Schloss Hülshoff, Schloss Bökerhof, Schloss Meersburg und das Fürstenhäusle) kurz vorgestellt und Informationen über Adressen und Öffnungszeiten etc. gegeben. Unter Forschungseinrichtungen findet sich bisher nur ein Eintrag, der die Arbeit der Droste-Forschungsstelle bei der Literaturkommission für Westfalen mit der dort geführten Spezialbibliothek und Handschriftenarchiv dokumentiert. Im nächsten Unterpunkt werden mit der Droste-Gesellschaft, der Bökerhof-Gesellschaft und der Schücking-Gesellschaft drei Literarische Gesellschaften, die sich ganz oder teilweise dem Andenken an Annette von Droste-Hülshoff verschrieben haben, vorgestellt. Die verschiedenen Internet-Auftritte der einzelnen Gesellschaften sind jeweils per Link anzusteuern. Unter dem Stichwort Droste-Tourismus/Spurensuche befindet sich ein weiterer Punkt in Arbeit, der versucht die verschiedenen Wirkungs- und Aufenthaltsorte der Droste über die genannten Museen hinaus sowie die damit verbundenen touristischen Angebote bündeln. Man kann sich hier zu Touristikverbänden und Fremdenverkehrsbüros weiter klicken, durch deren Angebote es möglich wird, auf den Spuren der Droste zu wandeln.

Wichtiger Bestandteil der Präsentation wird ein in Kürze einzurichtendes Forum sein, mit dem in besonderer Weise dem Anspruch der Intertextualität von Internet-Präsentationen nachgekommen wird. Beabsichtigt ist, der internationalen wissenschaftlichen Forschung zur Droste ein Forum des Austausches zu geben. Hier können Informationen über Forschungsvorhaben und inhaltliche Schwerpunkte von in Arbeit befindlichen Beiträgen eingebracht, vorgestellt und ausgetauscht werden. Auf diese Weise möchte www.droste-forschung.de längerfristig die Funktion einer Forschungsbörse übernehmen, in der neueste Tendenzen der Forschung diskutiert werden. Bei entsprechender Resonanz besteht die Hoffnung, hier einen Ort zu etablieren, an dem die internationale Droste-Forschung gebündelt und zusammengeführt wird. Das Forum ist jedoch nicht allein wissenschaftlich orientiert, auch dem Droste-Laien und -Liebhaber soll hier Raum zum Gespräch gegeben werden.

Unter dem Stichwort Forum wird weiterhin eine Übersicht über Neuerungen auf der Seite bereitgehalten, mit der häufige Nutzer sofort sehen können, in welchen Teilen der Präsentation seit ihrem letzten Besuch Neues eingestellt worden ist. Als dritte Serviceleistung wird es einen Terminkalender geben, der aktuell auf bevorstehende Veranstaltungen rund um die Autorin (Tagungen, Vorträge, Rundfunk- und Fernsehbeiträge) hinweisen wird.

Unter dem Stichwort Impressum erfährt der Benutzer schließlich, welche Personen an der Präsentation www.droste-forschung.de mitgewirkt haben. Hier kann er auch, wenn gewünscht, direkten Kontakt herstellen, die Erfahrungen mit der Nutzung des Angebotes weitergeben und ggf. Verbesserungsvorschläge machen.

Im Ganzen betrachtet erfüllt die hier vorgestellte Internet-Präsentation zu Annette von Droste-Hülshoff zunächst die Funktion der Bereitstellung eines möglichst handlichen aber dennoch umfangreichen Informationspakets zur Autorin und ihrem Umfeld. Auf einer ersten Ebene kann sich der Benutzer schnell mit konzentrierten und überschaubaren Angaben versorgen. Um dies zu erleichtern, ist bei der Gestaltung des Angebots insbesondere auch auf Übersichtlichkeit geachtet worden. So wurde bei der Gliederung der Inhalte darauf geachtet, die Anzahl der Gliederungspunkte im Navigationsrahmen zu begrenzen, um weder beim Einstieg noch beim weiteren Durchklicken durch ein Überangebot eine Verwirrung des Nutzers zu erzeugen. Des weiteren sind die einzelnen Inhalte dort, wo es sich anbietet, miteinander verlinkt, d.h. man kann dort, wo es sinnvoll ist, schnell von einer Unterebene auf die andere wechseln. Mit dem angebotenen Kompass ist es zudem jederzeit möglich, sich die komplette Inhaltsstruktur der Seite zu vergegenwärtigen und sich neu zu orientieren.

Über dieses erste Informationsangebot hinaus erschließt die Präsentation durch die Verlinkung mit verschiedenen anderen Netzangeboten im Umfeld der Autorin (z.B. die Droste-Museen, die Literarischen Gesellschaften oder andere autorenbezogene Internetsites) eine Vielzahl von weiteren Informationsangeboten im World Wide Web. Der Benutzer wird zum Gestalter seines eigenen individuellen Informationswegs, wenn er sich durch eine Vielzahl von informativen Ebenen klickt. Es ist ihm an verschiedenen Stellen – insbesondere im Zusammenhang mit der Kommentierung der Droste-Werke – die Möglichkeit der Recherche angeboten, die gängige Nachschlagewerke überflüssig und vergessen macht. Im Ergebnis entfaltet sich eine komplexe und vielschichtige, aber dennoch transparente Hypertextstruktur, in der sich ein weithin vernetztes Feld unterschiedlicher Informationen öffnet.

Das Stichwort Intertextualität, dem im Zusammenhang mit dem Internet eine besondere Bedeutung zukommt, ist bereits gefallen. Wichtigstes Vehikel dafür ist das erwähnte Diskussionsforum, mit dessen Hilfe die Droste-Präsentation über ihre Funktion eines Hilfsmittels der Forschung hinaus selbst zu einem Ort wissenschaftlicher Diskussion werden kann. Der interaktive Austausch über Themen rund um die Autorin nährt in besonderer Weise das Bild des sich ständig fortschreibenden, in Bewegung bleibenden (Hyper-)Textes.

Das Versprechen der Intertextualität erfüllt die Seite aber auch mit einer Vielzahl von Links. Selbstverständlich sind solche, die aufgrund der spezifischen inneren Verweisstruktur einer Internet-Publikation erwartet werden können, daneben gibt es aber auch solche, die für den Nutzer zunächst überraschend sein dürften und ihm besondere zusätzliche Informationsbereiche eröffnen. Letztere werden insbesondere bei der – freilich noch am Anfang stehenden – Kommentierung der einzelnen literarischen Texte angeboten. Es ist allgemein bekannt, dass die Droste genaue Kenntnisse der einheimischen Flora und Fauna besaß, die z.B. in ihre Naturgedichte eingeflossen sind. Für die Erläuterung solcher Stellen wird die weitverzweigte Recherchepalette des Internets, die sich vom Angebot traditioneller Nachschlagewerke stark unterscheidet, ausgiebig genutzt. Wenn z.B. in dem Gedicht Der Weiher eine „Schmerle“ erwähnt wird, so ist dieser Begriff mit einem Link auf die Seite des „Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz“ versehen, wo eine virtuelle Karteikarte mit allerlei nützlichen Angaben und einem Foto eines Exemplars dieser Spezies bereitgehalten wird.

Neben der Hyperlinkstruktur, dem sicherlich wichtigsten und umfassendsten multimedialen Angebot, sind auf der Site noch weitere Möglichkeiten aus verschiedenen medialen Bereichen gegeben. Fast selbstverständlich ist, dass die einzelnen Beiträge durch Abbildungen ergänzt sind, die auch unter einem eigenen Gliederungspunkt zusammen gefasst sind. Hinzu kommen soll demnächst auch eine Rubrik „Tondokumente“. Es ist beabsichtigt, einzelne Werke, z.B. bekannte Droste-Gedichte, als Audio-File anzubieten, so dass der Nutzer sich die Texte vorlesen lassen kann. Eine Suchmaschine wird in Zukunft auch die Funktion einer Volltextsuche für die online gestellten Texte bereithalten. Weitere Verknüpfungen wird es mit der in Arbeit befindlichen Datenbank Droste-Bibliographie 1980-2000 geben.


Seite 1 von 2 | weiterweiter