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Jüdische Autoren aus Westfalen – vergessen, verdrängt

»Jüdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Westfalen«. Ein Projekt der Universität Paderborn in Zusammenarbeit mit der Literaturkommission für Westfalen

Selbst Kenner der westfälischen Literatur oder der deutsch-jüdischen Literatur wissen so gut wie nichts über jüdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Westfalen. Das zeigen noch die neuesten Literaturgeschichten und Lexika. Doch es gab und gibt diese Autorinnen und Autoren. Ihre Spuren wurden – aus Gleichgültigkeit wie aus Vorsatz – übersehen, vergessen, verdrängt, vertilgt.

Günter Kunert, einer der bedeutendsten Lyriker unserer Zeit, hat dies kürzlich am Beispiel des in Niederntudorf geborenen Autors und Pädagogen Jakob Loewenberg betont: "Wieviele Loewenbergs harren noch unter dem Schutt der Gegenwart ihrer 'Auferstehung'? Wieviele Autoren jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung warten eigentlich noch darauf, in das Gedächtnis unserer Zeitgenossen zurückgerufen zu werden? Die Ausrottungsmaschinerie hat ja nicht allein die Menschen erfaßt und beseitigt, sondern zugleich auch eine nicht abschätzbare Zahl ihrer künstlerischen Bekundungen. Wir kennen nur die bekanntesten unter den Opfern. Doch jene aus der zweiten, aus der dritten Reihe, die weniger Namhaften, fehlen zur Gänze in unserem Bewußtsein."

Historiker, Judaisten, Sozial- und Rechtswissenschaftler, Archivare und Heimatforscher haben sich des Themas der jüdischen Kultur in Westfalen seit kurzer Zeit intensiv angenommen. Das Land Nordrhein-Westfalen initiierte 1993 als erstes Bundesland eine umfassende Bestandsaufnahme des jüdischen Kulturerbes. Eine Geschichte der jüdischen Literatur in Westfalen ist dagegen bis heute nicht einmal in Ansätzen geschrieben. Nur einige wenige Schriftstellerinnen und Schriftsteller, wie z.B. Jenny Aloni, Felix Fechenbach, Jakob Loewenberg, Salomon Ludwig Steinheim oder Leopold Zunz, werden in größeren Literaturlexika behandelt.

Die Ziele des Forschungsprojekts
Im Jahre 2001 hat das Projekt »Jüdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Westfalen«, unter der wissen-schaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Hartmut Steinecke, Leiter des Jenny-Aloni-Archivs an der Universität Paderborn, damit begonnen, diese reiche, weitgehend unbekannte Literatur zu erschließen.
Das Projekt sammelt Informationen und Materialien zu jüdischen Autor/innen und Zeitzeug/innen mit biographischem Bezug zu Westfalen, Lippe oder dem Ruhrgebiet (dort geboren, gestorben oder für längere Zeit ansässig), die literarische, journalistische oder autobiographische Schriften (gedruckt und ungedruckt) verfasst haben. Zugrunde gelegt wird ein weiter Literaturbegriff, der neben den traditionellen belletristischen Gattungen auch zahlreiche andere literarische Formen und Ausdrucksweisen einbezieht. Die Sammlung erstreckt sich von den Bereichen Lyrik, Drama, Erzählliteratur, Märchen, Kinder- und Jugendliteratur über Essay, Feuilleton, Literaturkritik, philosophische und religiöse Schriften, Autobiographie, Tagebücher, Lebenserinnerungen, Briefwech-sel, Interview bis zu Arbeiten für Rundfunk und Fernsehen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden etwa 450 Autorinnen und Autoren ermittelt, für die ein biographischer Bezug zu Westfalen erkennbar ist.


Die Projektdatenbank
Auf dieser Basis entsteht ein Archiv zur jüdischen Literatur in Westfalen, das als offenes Forum für weiterfüh-rende Diskussionen und Untersuchungen genutzt werden kann. Installiert wird eine per Internet nutzbare Datenbank zur »Jüdischen Literatur in Westfalen«, die seit 2002 unter der Adresse www.juedischeliteraturwestfalen.de im Internet zugänglich ist und inzwischen rund 60.000 Anfragen erfahren hat. Sie dokumentiert als »work in progress« das allmähliche Fortschreiten der Bestandsaufnahme und macht die Ergebnisse des Projekts bereits während der laufenden Arbeit zugänglich. Hier finden sich bio-bibliographische Daten, Werkauszüge, zeitgenössische Zeugnisse und vielfältige Informationen zu den Autor/innen, außerdem Porträts, Fotografien und einige Tonzeugnisse. Die bisher ermittelten Informationen und Daten werden nach und nach eingegeben. Eine CD-Rom Version der Datenbank ist geplant.

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