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Neue Hille-Edition erschienen

Walter Gödden über neue Aktivitäten zur Peter-Hille-Forschung

Peter Hille ist wieder im Gespräch. Das Doppeljubiläum des Dichters 2004 (150. Geburtstag und 100. Todestag) belegte dies eindeutig. Es erschienen Hille-Monografien, -Lesebücher und gleich mehrere Audiobooks. Die Neuerscheinungen beleuchteten Leben und Werk eines Dichterbohemiens, der um 1900 in Berlin Literaturgeschichte schrieb. Der Kristallisationspunkt hierfür war zuletzt das Berliner Weinlokal „Dalbelli“, in dem Freunde ihrem Idol ein literarisches Kabarett eingerichtet hatten. Auf dem Podium stand damals unter anderem Else Lasker-Schüler. Sie verehrte Hille wie einen Dichterguru verehrte und stilisierte ihn in ihrem „Peter Hille-Buch“ zu einem Heiligen der Dichtkunst. Auch von anderer Seite (Erich Mühsam, Otto Julius Bierbaum) wiederfuhr Hille bis in die heutige Zeit höchste Wertschätzung. Unzweifelhaft zählt der im Ostwestfälischen geborene Lehrersohn zu den wichtigsten Autoren seiner Zeit.

Eine soeben erschienene neue Werkausgabe bietet die Möglichkeit, Hilles Schriften neu zu entdecken. Herausgeber der Edition ist die Literaturkommission für Westfalen, eine wissenschaftliche Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Im Gegensatz zu früheren Hille-Editionen und -Anthologien verzichtet die neue Ausgabe darauf, durch ihre Gliederung eine bestimmte Interpretation vorzugeben. Statt dessen bietet sie eine chronologische Textwiedergabe anhand der Erstdrucke. Auf diese Weise wird das Hille-Bild vom Ballast einer Wirkungsgeschichte befreit, die den Autor einseitig religiös und pädagogisch vereinnahmte. Der Blick wird auch auf Texte gelenkt, die bisher abseits des Interesses standen, beispielsweise Hilles literaturkritische Beiträge, die relativ am Anfang seiner Laufbahn stehen. Auf diese Weise wird Hilles publizistischer Werdegang sichtbar, der unmittelbar mit literarischen Strömungen seiner Zeit korrespondierte.

Ziel der vorliegenden Edition ist es, neues Interesse für das Werk Hilles zu wecken, eines Schriftstellers, der epochen- und gattungsspezifisch nur schwer einzuordnen ist. „Fern aller weltanschaulichen Debatten über den Autor soll das Augenmerk wieder auf die Texte selbst gelenkt werden, deren literarische Qualität neu zu bewerten ist.“

Hille wurde 1854 in Erwitzen bei Nieheim geboren. Wanderungen führten den ewig mittellosen Dichter durch ganz Europa, bevor er Berlin zu seinem Hauptwohnsitz auserkor. Vor allem die Universität Paderborn machte sich um die Erforschung seiner Werke verdient. Hier wurde 2004 eine Peter-Hille-Forschungsstelle eingerichtet, die eng mit den Münsterer Forschern zusammenarbeitet. Angestrebt ist nun eine Peter-Hille-Briefausgabe, die die weitverzweigten literarischen Kontakte des Autors aufzeigen soll.


Peter Hille. Werke zu Lebzeiten. 2 Bände. Hg. von Walter Gödden. 802 Seiten. Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2007. 68 Euro.