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Hans Adolf Stiehl alias Hans Stilett zur Übergabe seines literarischen und journalistischen Vorlasses, zu seinen weiteren ArbeitsplĂ€nen und zu Montaigne

Ein Interview von Sabine Brenner-Wilczek / Daniela Schilling / Amelie Stoppa

RLA: Anlass der Veranstaltung am 14.11.2006 (siehe Infotheke oder www.duesseldorf.de/heineinstitut) ist die Übergabe Ihres journalistischen und literarischen Vorlasses an das Rheinische Literaturarchiv (RLA) im Heinrich-Heine-Institut. Was hat Sie zu diesem Schritt motiviert?

Stiehl: Motiviert hat mich der Wunsch, neben meinem dem Rheinischen Literaturarchiv bereits vermachten Vorlass zu den Montaigne-Übersetzungen auch meinen eigenen literarischen und journalistischen Texten ein Nachleben zu ermöglichen. Da ich mich ĂŒberzeugen konnte, dass die Betreuung des diesbezĂŒglichen Vorlasses bei Ihnen in guten, weil höchst sachkundigen und fleißigen HĂ€nden liegt, war mein Entschluss zur Schenkung natĂŒrlich schnell gefaßt. Was könnte meinen Texten denn auch besseres passieren, als zuverlĂ€ssig aufbewahrt, verwaltet, erschlossen und fĂŒr wissenschaftliche und kulturelle Zwecke zugĂ€nglich gemacht zu werden!



RLA: Ihr derzeitiger Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Erstellung des Montaigne-Kommentars. Finden Sie ĂŒberdies noch Zeit fĂŒr Ihre eigene literarische Produktion?



Stiehl: Meine eigene literarische Produktion besteht seit vielen Monaten, wenn man die vorbereitenden Arbeit hinzunimmt seit Jahren in ebendieser Erstellung des Montaigne-Kommentars. Bei dem Werk handelt es sich um einen, so der Untertitel, “Kommentarband anderer Art”, um “Wanderungen durch Montaignes Welten” nĂ€mlich, deren Auswahl und Darstellung Wesentliches auch ĂŒber mich sagen dĂŒrfte. Dass ich ein literarisches Leben nicht erst seit der Montaigne-Übersetzung fĂŒhre, zeigt ja der Vorlass, und ich hoffe natĂŒrlich, von den frĂŒheren Arbeiten, besonders den Gedichten spĂ€ter ein ĂŒberarbeitetes Kompendium vorlegen zu können. Bisher steht freilich nur dessen Titel fest: “Nachlese, nachts”. DarĂŒber hinaus fallen mir in den Atempausen gelegentlich auch neue Texte ein, im oder ohne Zusammenhang mit Montaigne.



RLA: In Ihrem Arbeitszimmer haben Sie mannigfaltige Unterlagen zu Montaigne versammelt: Notizen, Übersetzungen, SekundĂ€rliteratur etc. Wie gehen Sie an den Kommentarband heran?

Stiehl: Im Grunde nicht viel anders als bei den Übersetzungen. Dort habe ich, um genauestmöglichen Nachvollzug des Montaigneschen Denk- und Darstellungsprozesses bemĂŒht, die entsprechenden Arbeiten einer Vielfalt von VorgĂ€ngern aus den letzten vierhundert Jahren miterwogen, weil jede Übersetzung, da immer auch Interpretation, zur Befestigung altbewĂ€hrter oder zur Eröffnung neuer Zugangswege ins Montaignesche Gebirgsmassiv beitrĂ€gt, und sei es nur indirekt: selbst wo eine in VerstĂ€ndnisfallen stĂŒrzt, ist sie den Nachfolgern als abschreckendes Beispiel dienlich. DemgegenĂŒber kommt jetzt natĂŒrlich meine umfangreiche Sammlung von SekundĂ€rliteratur stĂ€rker zum Zug; vor allem aber sind es meine Mitgliederschaften in der “Montaigne Studies Association” an der UniversitĂ€t Chicago, der Pariser “SociĂ©tĂ© Internationale des Amis de Montaigne”, der “Deutschen Gesellschaft fĂŒr Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft” sowie mehreren ÜbersetzerverbĂ€nden, die es mir ermöglichen, durch die von ihnen herausgegebenen Periodika, ThemenbĂ€nde und sonstigen Publikationen die jeweils neuesten Erkenntnise der Montaigne-Forschung in meine “Wanderungen durch Montaignes Welten” einzubeziehen. FĂŒr deren Darstellung folge ich meinem Horazschen Leitstern des “prodesse et delectare”: dem Leser auf unterhaltsame Art nĂŒtzlich zu sein.



RLA: Was ist Ihr persönliches Lieblingszitat von Montaigne?



Stiehl: Da bringen Sie mich ganz schön in die Bredouille! Gönnen Sie mir bitte drei: “Wenn der Geist zu hoch ausgreift, greift er daneben”. Und: “Jeder Mensch trĂ€gt die ganze Gestalt des Menschseins in sich”. Und: “Ich liebe das Leben und hege und pflege es so, wie Gott es uns zu geben gefallen hat.”