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Joseph Anton Kruse: Bemühte Exempel: Historiendichtung und Regionalforschung

Der Bestand zu Vincenz von Zuccalmaglio (samt Beigaben) im Heinrich-Heine-Institut, Düsseldorf

1. Zum kulturellen Gedächtnis im rheinisch-bergischen Raum

An nichts würde sich die Gegenwart mit Sinn und Verstand erinnern können, gäbe es nicht jene Archive, Bibliotheken und Museen, in denen die unmittelbare eigene wie nachbarliche Vergangenheit, häufig bis in die entferntesten Zeiten, mit Hilfe der verschiedensten Zeugnisse gesammelt, aufbewahrt, erschlossen und dargestellt worden wäre. Für den rheinisch-bergischen Raum ist eine solche Aufgabe, gegen den Verlust von Gedächtnis und Erinnerung anzugehen und vor allem auch die lokale und regionale Tradition zu bedenken, der spätestens 1770 gegründeten kurfürstlichen, dann königlich preußischen und schließlich Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf zugefallen. Diese öffentlich-wissenschaftliche Einrichtung gewann außer durch Stiftungen wichtiger Buchbestände seitens Düsseldorfer Familien, so etwa der berühmten Brüder Jacobi aus Düsseldorf-Pempelfort, vor allem durch die Säkularisation seit 1803 einen ungemein wertvollen Zuwachs an Kloster- und Stiftsbibliotheken des näheren wie weiteren Umkreises, die ihrerseits teilweise aus mittelalterlichen Handschriften (z.B. aus dem Kloster Altenberg, das uns im folgenden als eines der wichtigsten Themen für Vincenz von Zuccalmaglio noch begegnen wird) und Frühdrucken bestanden. Nach 200jähriger Geschichte wurde die Bibliothek aufgelöst. Die eigentlichen Buchbestände und mittelalterlichen Handschriften wurden 1970 als Dauerleihgabe der Stadt Düsseldorf an die im Zuge der 1965 aus der bereits bestehenden Medizinischen Akademie hervorgegangenen Universität bzw. an deren neu gegründete Universitätsbibliothek (heute Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf) übertragen.

Die neuere Handschriftenabteilung dagegen, mit ihren beachtlichen Beständen seit Erfindung des Buchdrucks, die entsprechende Einzelhandschriften, eine kostbare Autographensammlung sowie zahlreiche Nachlässe samt einigen Nachlassbibliotheken, Teilnachlässe und Sammlungen (darunter das Heine-Archiv mit einer zugehörigen Spezialbibliothek) zur Literatur, Kunst, Musik und Wissenschaft umfasste, bildete den Ausgangspunkt für das im Herbst 1970 gegründete Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf. Mit dieser Regelung war die ausdrückliche Erwartung verknüpft, dass endlich für das Andenken an die kulturelle Tradition, zumal für den in Düsseldorf geborenen Dichter Heinrich Heine, aber auch für das Musikerpaar Robert und Clara Schumann oder zum Beispiel für den Jesuitendichter Friedrich Spee von Langenfeld aus der Barockzeit, für die unterschiedlichsten Mitglieder der Düsseldorfer Malerschule bzw. der Kunstakademie vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, für den rheinischen Dichter Herbert Eulenberg aus dem 20. Jahrhundert und für zahlreiche weitere Persönlichkeiten aus der Kulturgeschichte des Ortes und seines Umlandes im archivisch-literaturmusealen Sinne eine deutlichere Förderung des Andenkens und der Vergegenwärtigung geschähe. Eine Arrondierung der Bestände des Heinrich-Heine-Instituts hat seitdem kontinuierlich stattgefunden. Ausstellungen und Veranstaltungen, Publikationen und Editionen sind in geradezu erstaunlicher Fülle und Qualität der Verpflichtung zur umsichtigen Pflege des kulturellen Erbes mit ziemlicher Breitenwirkung nachgekommen. Die umfangreiche Liste der Nachlasser aus den unterschiedlichen kulturellen Gebieten spricht für sich.


2. Die Familie Zuccalmaglio im Kontext der Sammlungen des Heinrich-Heine-Instituts

Die Nachlässe und Sammlungen des Heinrich-Heine-Instituts führen im Magazin gewissermaßen ein Geistergespräch, das in der Tat den verschiedensten Verknüpfungen und Zusammenhängen nachzugehen vermag. Durch Herkunft und Wirkung begegnen sich Namen, die untereinander nicht nur den gleichen Ort oder die gleiche Zeit ihr eigen nennen, sondern tatsächlich miteinander verwandtschaftlich, freundschaftlich oder auf eine sonstige Art und Weise biographisch oder inhaltlich verknüpft sind. Zwar bestimmen oft genug Zufälle das archivische Geschehen. Dennoch kann man sich immer wieder über die geheimen Verflechtungen ebenso wundern wie freuen.

Das betrifft beispielsweise auch die Zeugnisse und den Zusammenhang mit der rheinischen Familie Zuccalmaglio, deren, übrigens auf italienische Wurzeln zurückgehender, Name für das heinesche Werk immerhin eine bemerkliche Rolle spielt. Der Teilnachlass Vincenz von Zuccalmaglios (26.5.1806-21.11.1876), der dem Heinrich-Heine-Institut mit ähnlichen rheinisch-bergischen Beständen, wie gesagt, aus der ehemaligen Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf überkommen ist, wird einerseits flankiert von einigen Zugaben aus der Feder von Anton Wilhelm von Zuccagmaglio (12.4.1803-23.3.1869), dem älteren Bruder des Nachlassers, weist aber andererseits sozusagen zurück in die vorherige Generation des gemeinsamen, nicht viel älteren Onkels Franz von Zuccalmaglio (10.3.1800-22.10.1873), der um 1815 gar ein Schulfreund Heinrich Heines auf dem Düsseldorfer Lyzeum gewesen ist, seinerseits allerdings, trotz seiner ausdrücklich benennbaren Bezüge in heineschen Texten, weiter keine Spuren im Archiv des Heinrich-Heine-Instituts hinterlassen hat. Die beiden Zuccalmaglio-Brüder veröffentlichten jeweils auch unter einem sprechenden Pseudonym: der ältere als Wilhelm von Waldbrühl, der jüngere unter dem Namen Montanus. Der ausgesprochen gebildete Anton Wilhelm wirkte als offenbar anerkannter Pädagoge und starb im Schoße der Familie seines jüngeren Bruders in Grevenbroich. Der als Jurist tätige Vincenz zeichnete sich vor allem durch seinen vaterländischen Stolz und seinen kirchlichen Eigensinn aus. Er starb nach der theologischen Auseinandersetzung um das Dogma über die Unfehlbarkeit des Papstes als Altkatholik. Der Onkel der beiden, Franz von Zuccalmaglio, war übrigens nach seiner Teilnahme am griechischen Befreiungskampf später Bürgermeister von Mitau/Kurland.
Offenbar sind durch ihn, möglicherweise als persönliche Gabe des Dichters bei einem Paris-Besuch des ehemaligen Mitschülers, einige Heine-Autographen dorthin gelangt und befinden sich heute in Riga. Es handelt sich um ein Entwurfmanuskript zur lyrischen Vorrede zur 3. Auflage des "Buches der Lieder" vom 20. Februar 1839 "Das ist der alte Mährchenwald" und um die Reinschrift einer Gedichtfolge von vier Texten unter dem Titel "Ramsgate" mit den Gedichten "Diesen liebenswürdigen Jüngling", "In welche soll ich mich verlieben", "Meinen schönsten Liebesantrag" und "Überall wo du auch wandelst".


3. Der Teilnachlass Vincenz von Zuccalmaglio

Der Bestand aus der Hand Vincenz von Zuccalmaglios umfasst hauptsächlich historische Gedichte und regionale Geschichtsschreibung. Seine Verdienste um die rheinische wie bergische Sagen- und Legendenwelt, um die Rettung des Doms von Altenberg und die Lokalhistorie wie Naturbeobachtung sind unbestreitbar, auch wenn gute Absicht und gefundener Ausdruck sich nicht unbedingt entsprechen. Der Teilnachlass wurde von Dr. Helmut Röttger, dem Sohn des rheinischen Dichters Karl Röttger, der wissenschaftlicher Mitarbeiter und Betreuer der rheinischen Dichternachlässe im Heinrich-Heine-Institut gewesen ist, zuletzt in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gesichtet, geordnet und in einer vorläufigen Kartei von ca. 70 handschriftlichen DIN-A 6-Blättern registriert, um auf diese Weise einen weder damals noch heute unbedingt an erster Stelle des wissenschaftlichen Interesses stehenden Bestand wenigstens halbwegs zu erfassen, kursorisch zu erschließen und für die weitere Forschung bzw. Erinnerungsarbeit verfügbar zu halten.

Die Verzeichnung und Beschreibung gibt in etwa den Umfang der von Vincenz von Zuccalmaglio stammenden Einzeltitel wieder. Auffällig ist, dass viele Manuskripte unvollständig sind, einige in mehreren Fassungen vorliegen, wenige tatsächlich auch in gedruckter Form ihr Publikum erreicht haben und dass Abschriften und eigene Werke, versprengte briefliche Zutaten und die Druckschrift zur Geschichte des Altenberger Doms in 2. Auflage ein geradezu buntes Potpourri bilden, dessen Zusammensetzung etwas rührend Bemühtes, ja aus einem möglicherweise größeren Zusammenhang zufällig Herausgegriffenes und Fragmentarischen an sich trägt.

Im Einzelnen handelt es sich beim Teilnachlass um folgende Komplexe:

– Gedichte, Balladen und Romanzen, teilweise nach alten Sagen, darunter auch bergischen, deren zahlreiche vier-, sechs- oder achtzeilige Strophen (oft genug die Anzahl von 30 übertreffend) bzw. Langformen vom Eifer des Dichters künden.

Hierbei schlägt die Naturlyrik immerhin einen eigenen, wenn auch nicht überwältigenden Ton an mit Gedichten wie "Der Frühling", "Freuden des Landlebens" (die als Kleinepos in Hexametern daherkommen), "Der Mai", "Das Gewitter" und "Der Herbst". Der Großteil der Lyrik widmet sich dagegen historischen, und hier zumal heimatlichen, Themen. Schon die Titelaufzählung einiger der historischen Balladen vermag einen Einblick in die Bildungswelt Zuccalmaglios mit ihren offensichtlich der Tradition verpflichteten Ausdrucksformen und Botschaften zu geben; verknüpft sind mit der Überschrift häufig auch Jahreszahlen, weil der Stoff auf einen zeitlich genau zu bestimmenden Rahmen oder ein festes Datum bezogen ist und der historische Sinn wie die belehrende Absicht des Dichters sich dadurch um so deutlicher ausdrücken können: "Der Graf und die Mönche" mit ordens- und kirchenkritischem Ton, "Graf Everhardt von Berg", "Adolph und Eberhard. Die Grafen-Brüder", übrigens eine Romanze zum Zeitraum 1118-1152 mit 47 Strophe , "Das Kloster Altenberg", "Die Churfürstinn Anna auf der Jagd" (1700), "Herzog Alf IX oder Das Nachtlager im Nonnenkloster" (1400-1437), "Das Ave Maria" , eine Klostersage, die im Jahre 1200 spielt. Weitere Balladen sind überschrieben: "Graf Adolf VII von Berg" (1286-1295), "Der Schwanenritter (Eine Sage)" (spielt um 760), "Prinz Robert" (1471), "Der Drachenfels ", ein Gedicht, das als "Eine Volkssage" bezeichnet wird, dann das als "Eine Legende" charakterisierte Gedicht "Die Todesrose" , "Die Hubertusjagd bei Linnich" , "Adolph Klarenbach" mit Hinweis auf den 28. September 1529, an dem Klarenbach fiel, "Ritter Kurt von Arloff oder Die Böhmen vor Bensberg" (1198), "Der Esel und die sieben Mönche im Schrank" (1790), "Bernd Hankebot" , bezeichnet als Legende über den im Jahre 1274 verbrannten Protagonisten, "Graf Adolph (VI) der Lange, oder Das Turnier zu Neuß" (am 25. Mai 1257) , "Der Teufel und die 11,000 Jungfrauen" , als "Eine Legende" dem Jahre 1200 zugeordnet, "Das versunkene Schloß. Eine bergische Volkssage" sowie, ebenfalls als "bergische Volkssage" ausgewiesen, das offenbar nicht komplette Gedicht "Der hohe Lüderich zu Volberg" Neun Balladen davon werden in einer eigenen Handschrift unter der Überschrift "Zur Montana" zusammengefasst. Es handelt sich um die Ballade über Bernd Hankebot, den Teufel und die 11.000 Jungfrauen, den Esel und die sieben Mönche (die hier als "Schwank" aus dem Jahre 1800 beschieben wird), um die Romanze über Graf Adolph den Langen und die Ballade vom Ritter Kurt von Arloff. Weitere Gedichthandschriften sind überschrieben "Der selige Eberhard oder Die Brüder vom Berge", in Klammern als "nach einer ältern Weise" ausgewiesen, und "Heinrich der Klausner". Auch "Armins Klage", "Die Larve" und "Der Wehrwolf" gehören in diesen zwischen historischem Anlass und Sagenüberlieferung vermittelnden Ton. Dazu zählen schließlich auch die 48 Strophen des ersten Gesangs des Versepos über "Die vier Heymonskinder". Erwähnenswert sind auch die 350 Sprichwörter in Versen sowie seine 44 Rätsel und Charaden, offenbar sämtlich aus dem Jahre 1830.

Dass gelegentlich durchaus auch Anton Wilhelm von Zuccalmaglio als Verfasser in Frage kommen kann, belegt das Manuskript des vier Strophen umfassenden Gedichtes "Ritter Kunolt von Landscheid u. die Mönche" (1590), dessen neuer Titel auf der ersten Textseite "Der Rechtshandel" lautet und die Verfasserangabe "v.A.W.v.Z." trägt! Genannt sein soll auch die von Vincenz stammende Abschrift des Gedichtes "An das bergische Land" von Wilhelm Aschenberg, das dieser 1790 beim Anblick des Siebengebirges gedichtet hatte.

– Literarische Prosa: Erzählungen, Legenden und Sagen

Auch die Prosaschriften Zuccalmaglios spiegeln seine historischen Vorlieben wider. Im "Dec. 1830" schreibt Vincenz, unter Verwendung der ersten Zeilen des Nibelungenliedes als Motto, "eine romantische Erzaelung" über "Graf Everhardt von Altena. Die Erbauung des Klosters Altenberg". Eine zweite handschriftliche Fassung unter dem Titel "Eberhard von Altena, Graf von Berg" wird als Erzählung aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts tituliert und folgt einem Motto von Claudius: "Ich bin ein deutscher Jüngling! / Beim süßen Namen Vaterland / Schlägt mir das Herz / Und mein Gesicht wird feuerroth." Weitere Erzählungen, die als Manuskripte vorliegen, sind "Der Erzbischof Engelbrecht" (vom Dichter am 12. November 1839 niedergeschrieben), "Die Franziskanerrente" , "Graf Friedrich von Isenburg" (aus dem 13. Jahrhundert), "Peter Hahn, ein selt‘nes Beispiel von Heldenmut und Unterthanentreue" (gez.: Montanus), "Der Heiligen Lästerer. Eine Legende vom Jahre 1082" , "Der Jäger mit der langen Nase" , "Das Thatenfeld. Bergische Volkssage", "Das versunkene Schloß. Bergische Volkssage", "Der Währwolf" (eine Sage aus dem 12. Jahrhundert), "Die Schlangenhecke und der Comptur von Droste" , "Die Rosenau" bzw. "Das Fräulein von Rosenau. Eine Volkssage aus der Zeit der Kreuzzüge" , "Die Zobbesmauer" (eine geschichtliche Erzählung über Albrecht den Zobben zur Zeit von Kaiser Friedrich II. und Konrad IV.), entstanden am 8. Februar 1837.

– Historische Arbeiten, Abhandlungen und Aufsätze

Auf dem Felde der lokalen und regionalen Forschung fühlt sich Vincenz von Zuccalmaglio ganz zu Hause. Eine umfangreiche Abhandlung von 184 Seiten ist überschrieben "Deutsche Alterthümer in der Heimat" und beschäftigt sich unter anderm mit der germanischen Religion. Weitere Arbeiten tragen folgende sprechende Titel: "Über die Grabhügel auf Haiden von Siegburg bis Düsseldorf" (14 S.), "Spuren römischer Ansiedlung, Haiden und Heidengräber im Bergischen" (8 S., gez. Montanus), "Die bergischen Haiden und ihre Alterthumsschätze" (22 S.) und "Alterthumskunde" (8 S.). Eine 60 Seiten umfassende Handschrift, die übrigens Eintragungen verschiedener Personen versammelt, widmet sich unter der Überschrift "Res Germanicae" der Pflanzen- und Tierkunde. Notizen zur Geschichte Mülheims am Rhein sind ebenso vorhanden wie die Abschrift lateinischer Verfügungen von Kurfürst Johann Wilhelm aus dem Jahre 1715 bzw. Carl Philipp von 1730.

Von besonderem Belang sind zweifellos die Zeugnisse, die Zuccalmaglios Engagement für die Klosterkirche in Altenberg belegen, jener geradezu magisch bedeutsame Ort für den rheinischen Dichter, dem er sich, wie sich gezeigt hat, auch in Vers und Prosa angenommen hat. Zum besagten Themenkomplex gibt es außer 31 Seiten mit Vorarbeiten und unzusammenhängenden Ausarbeitungen auch Abschriften aus der Zeitschrift "Hermann", Schwelm, vom 2. Juli und 2. August 1823 (aus der Feder Friedrich Harkorts) sowie die als "Anhang" bezeichneten Aufzeichnungen "Zur Biographischen Geschichte der Abtey Altenberg in Odendahl". Erhalten hat sich auch die Druckschrift "Altenberg im Dhünthale. Festbeitrag zur Eröffnungsfeier des durch Seine Majestät unsern König wiederhergestellten Bergischen Domes. Von V. von Zuccalmaglio". Es handelt sich um die "Zweite verbesserte und vermehrte Auflage". "Der Ertrag dieser Schrift", so heißt es weiter auf dem Umschlag, "ist für die Kosten der obigen Feier und zur Ausstattung des Gotteshauses bestimmt. Druck von J.B. F. Feilner in Köln". Der Innentitel nennt den vollen Namen Vincenz von Zuccalmaglio und das Jahr 1848. Das Frontispiz zeigt eine Ansicht des bergischen Domes, der Anhang der 40 Seiten umfassenden Broschüre enthält einen Grundriss der Kirche.

An dieser Stelle darf auch angefügt werden, dass sich im Teilnachlass unter den wenigen Briefen von Zuccalmaglio und anderen (teilweise aus dem Umkreis der Düsseldorfer Malerschule, jedoch auch Zeugnisse kommunalen Zuschnitts) auch eine Kopie von der Hand Zuccalmaglios vom Schreiben der Deputation für die Wiederherstellung von Altenberg mit sieben Unterzeichnern an den Prinzen Wilhelm von Preußen vom 15. März 1831 samt der Ortsangabe "Odenthal im Kreiße Mülheim a. Rhein" befindet, in dem die Bitte um Wiederherstellung des Baues mit dem Wunsch einhergeht, die ehemalige Abteikirche zur Pfarrkirche zu erheben. Weiterhin findet sich ein Entwurf von Vincenz an den Prinzen Wilhelm von Preußen vom 4. Mai 1832 (und abgesendet am 25. Juli 1832) mit der Bitte, ihm seine kleine "Geschichte des Klosters Altenberg", die zugunsten der Restaurierung aufgelegt werde, widmen zu dürfen. Der Schreiber firmiert hier unter folgendem militärischen Titel: "Vincenz von Zuccalmaglio, Seconde=Lieutnant bei dem 40. Gräfrath‘schen Landwehrbataillon".


4. Autographen von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio

Sehr viel überschaubarer verhält es sich mit der kleinen Autographensammlung zu Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, der es seinerseits in der Forschungsliteratur am weitesten gebracht hat. Hier sind neben einem kleinen Manuskript, das armenische Volkslieder enthält, elf handschriftliche Briefe zu vermelden, wovon fünf, wie das Manuskript, in den Jahren 1961erworben worden sind. Bei den fünf Briefen handelt es sich um vier Schreiben an den Musikverleger, -historiker und Komponisten Friedrich Wilhelm Arnold in Elberfeld (1810-1864), der auch Robert Schumann verlegt hat, zwei davon ohne Jahr, die beiden anderen von Ende 1858 und Frühjahr 1862, und einen aus dem November 1866 an Emil Arnold, ebenfalls in Elberfeld. 1967 wurden drei Briefe in den Bestand aufgenommen, zwei aus dem Januar 1845 vermutlich an den Künstler Adolph Schrödter sowie einer ohne Jahresangabe an einen unbekannten Herrn. Eine weitere Erwerbung stammt von 1973. Damals wurden zwei Familienbriefe aus dem Jahre 1837 gekauft, nämlich ein Schreiben an die Mutter und die Schwester Klara, das andere nur an die Schwester. Die letzte Erwerbung des Heine-Instituts stammt aus dem Jahre 1991 und betrifft einen Brief aus Nachrodt von Januar 1868 an einen unbekannten Empfänger. Somit rundet sich die Zuccalmaglio-Sammlung im Heinrich-Heine-Institut (besonders auch unter Berücksichtigung der entsprechenden Forschungsliteratur) zu einer hoffentlich auch in Zukunft auf Zuwachs angelegten Dokumentation zur rheinisch-bergischen Aktivität einer literarischen Familie.