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Sabine Brenner-Wilczek/Enno Stahl: Sammeln und Bewahren im elektronischen Zeitalter - Die Neudefinition der Literatur- und Kulturarchive

Vortrag, gehalten auf dem Archivtag 2006 in Essen

Bei weiten Teilen der Bevölkerung, selbst bei Studierenden und Forschern herrscht Unkenntnis darüber, was ein Archiv überhaupt ist und welchen gesamtgesellschaftlichen Nutzen es haben könnte. Selbstverständlich wissen wir Archivare um unseren Arbeitsbereich und kennen uns auch bestens mit der Archivtektonik und den Verzeichnungsmethoden aus. Wie aber ist es um das Thema „Sammeln und Bewahren für die Gesellschaft“ bestellt? Sollten wir Bewertungs-entscheidungen über den gesellschaftlichen Mehrwert unseres Archivs im stillen Kämmerlein treffen? Das würde sicherlich das gängige Klischee bedienen, dass der Archivar sich spinnwebenbedeckt, ärmelschonertragend, licht-, luft- und publikumsscheu am liebsten in dunklen Katakomben hinter seinen Urkunden verschanzt. Doch auch der Gedanke, gleich ganze Diskussionsrunden anzuregen, um den Interessengruppen zu folgen, die am lautesten schreien, erscheint kaum praktikabel. Ein goldener Mittelweg müsste also her. Die folgende Ausarbeitung soll für den Bereich der Kulturarchive einige Anregungen liefern.

A Kulturelle Nachlässe heute


Die modernen Vervielfältigungstechniken führen zu einer Überlieferungsflut. Während der Kassationsanteil bei den Massenakten des kommunalen Bereichs oft bei über 90 % liegt, wird bei Nachlässen und Sammlungen nur höchst selten in einem solchen Umfang kassiert. Die gängige Archivpraxis im Heinrich-Heine-Institut hat gezeigt, dass dieser Wert teilweise umgekehrt proportional zutrifft. Da es sich bei privaten Überlieferungen zumeist um Unikate handelt, werden hier ganze 90 % aufbewahrt.

Aufgrund ihres Quellenwerts sollten Nachlässe und Sammlungen nicht mehr nur als “Ersatzüberlieferung” angesehen werden. Diese unglückliche Bezeichnung legt den Schluss nahe, es handle sich um eine Überlieferung zweiter Wahl. Eine Umbenennung wäre dringend geboten.


1. Mediale Aspekte: neue Genres und ihre Speichermedien

Seit der elektronischen Revolution hat sich die Materialbasis privater Überlieferungen fundamental gewandelt, neben der herkömmlichen Papierüberlieferung müssen daher Festplatten, CDs, Disketten und e-mail accounts berücksichtigt werden. Im Unterschied zur Verwaltungsüberlieferung ist die (mediale) Überlieferungsbildung von Einzelpersonen jedoch individueller und vielgestaltiger, so benutzt ein Kulturschaffender im Laufe seines Lebens Soft- und Hardware unterschiedlichster Fabrikate und Produktionsstufen.


2. Inhaltlicher Wandel kultureller Nachlässe, neue Nutzungsfelder

Mit den neuen Medien haben sich die Nachlässe von Kulturschaffenden auch inhaltlich stark verändert, was zu einer Bewertungsverschiebung geführt hat. Derartige Bestände vermitteln heute mehr und andere Daten, gerade die Beilagen, Tonband- und Cassettenmitschnitte, Plakate, Flyer, Programmhefte, ja sogar Plattensammlungen bergen einen reichhaltigen Fundus von Informationen. Hier steht dann nicht das künstlerische Werk des Nachlassers im Mittelpunkt, sondern seine Eingebundenheit in den Kontext. Das gestattet es, über die Person des Bestandsbildners hinaus, lokale und regionale Netzwerke zu dokumentieren, aufzuzeigen, wer in welchen organisatorischen, wirtschaftlichen oder kulturpolitischen Zusammenhängen mit- oder gegeneinander agiert hat. Nicht nur der bedeutende Schriftsteller ist daher für ein Literaturarchiv wie das unsere von Interesse, sondern auch Multiplikatoren und Funktionäre des literarischen Betriebs.

Kulturelles Handeln heute ist immer auch ökonomisches, soziales, kommunikatives Handeln, kulturelle Kommunikation ist Kommunikation durch und über Kultur. Dahinter steht die Überzeugung, dass sich aus der Rekonstruktion solcher Verbindungen und Aktionsgemeinschaften, “generelle Aufschlüsse über das Selbstverständnis und die soziale Interaktion der kulturtragenden Bevölkerungsteile eines Territoriums gewinnen lassen.”

Daneben gerät ein zweiter, interdisziplinärer Gegenstandsbereich in den Blick. Speziell seit den 60er Jahren spielt die Ästhetisierung der unmittelbaren Lebensumwelt eine immer stärkere Rolle. In städtischen oder staatlichen Überlieferungen finden sich solche Substrate nur rudimentär, private Bestände hingegen bieten oft eine Fülle von Materialien, in denen sich Alltagskultur, Mode und Trends sinnlich nachvollziehbar abprägen. Dadurch vermitteln sie wertvolle Daten für die Mentalitäts- und Kommunikationsgeschichte. So werden sie für Historiker verschiedenster Interessenssphären wichtig, die klassische germanistische Forschungsperspektive stellt nurmehr ein Teilgebiet der Archivrecherchen dar.

3. Veränderte Strategien

Die Dynamik der aktuellen Kulturlandschaft bewirkt zudem, dass inzwischen neue Arten von Beständen entstehen. Die kulturelle Szene wird heute zu einem nicht unbedeutenden Teil von kurzzeitig agierenden Künstlergruppen, Veranstaltungsreihen oder losen Zusammenschlüssen konstitutiert, wachsende personale Fluktuation geht mit beschleunigten Verfallszyklen künstlerischer Ausdrucksformen und Projekte einher. Diese vibrierenden Netzwerke sind gerade aus regionalwissenschaftlicher Perspektive sehr interessant. Sie bilden sich allerdings nur zufällig in privaten Nachlässen ab.

Um eine konsequente Sichtung und Bewertung dieser hybriden Überlieferungen zu gewährleisten, muss ein Kulturarchiv den aktiven Kontakt mit solchen “Szenen” aufbauen, ja mit ihnen kooperieren. So verbessert das Archiv seine Kenntnisse über das, was im Kulturbereich aktuell vor sich geht, und rückt selbst mit seinen spezifischen Leistungen mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Erst durch Transparenz, also dadurch, dass wir kommunizieren, was genau wir tun und wozu, wird beim Publikum Interesse geschürt, das gilt für die Bevölkerung im allgemeinen ebenso wie für solche kulturellen Akteure, deren Nachlässe und Sammlungen man einwerben möchte.


B Recherche und Service.

1. Rechercheangebote
1.1. Datenbank zur rheinischen Literatur- und Kulturgeschichte

Das Rheinische Literaturarchiv (RLA) im Heinrich-Heine-Institut reagiert auf diese Herausforderung mit einem mehrteiligen Beratungs- und Informationsangebot; über verschiedene Datenbanken und Internetportale sind öffentlich zugängliche Recherche- und Interaktionsmöglichkeiten geschaffen worden.

Ein Beispiel ist das Datenbankprojekt zur rheinischen Literatur- und Kulturgeschichte 1871-1925. Es wird seit August 1998 gefördert vom Landschaftsverband Rheinland, die heterogene rheinische Literatur- und Kulturlandschaft zwischen Reichsgründung 1871 und den Jahrtausendfeiern 1925 untersucht. Geographischer Schwerpunkt ist das Terrain der ehemaligen preußischen Rheinprovinz. Ziel ist die Erstellung einer bio-bibliografischen Datenbank. Reichhaltiger Quellenfundus hierfür sind Nachlässe und Sammlungen aus regionalen Archiven, aber auch die Bestände des Heinrich-Heine-Instituts selbst. Durch die kollegiale Zusammenarbeit mit anderen Instituten und Archiven werden bereits vorhandene Informationsquellen genutzt und interdisziplinär miteinander vernetzt.

Die Erstellung einer bio-bibliografischen Datenbank wurde der üblichen Publikationsform, dem Buch, aus mehreren Gründen vorgezogen. Der Kulturraum Rheinland mit seinen Zeitschriften, Verlagen, Theatern, Künstlervereinigungen etc. zeichnet sich gerade in den Jahren um die Jahrhundertwende durch eine sehr dichte Künstlerszene aus, deren persönliches und institutionelles Beziehungsgeflecht nur schwerlich in einem linearen Zusammenhang geschildert werden kann. Überdies bestehen im Rheinland des Untersuchungszeitraumes multikausale Wechselwirkungen von geschichtlichen Ereignissen und literarischer Resonanz. Da aber kein Register die Verknüpfungsmöglichkeiten einer relationalen Datenbank erreicht, ist eine solche zur Erschließung der Kulturlandschaft Rheinland ideal, sie soll: forschungsinitiativ wirken, neugierig machen, Hilfestellungen leisten sowie personelle und institutionelle Querverbindungen aufzeigen. Auch trägt sie dem aktuellen Stand der Forschung Rechnung, da regionale Literaturforschung nur durch die Berücksichtigung der konkreten Funktions- und Entstehungszusammenhänge von Literatur betrieben werden kann.

Bisher beinhaltet die Datenbank fast 3000 bibliografisch erfasste Datensätze, mit denen über 750 Biografien und hunderte von Ereignissen verknüpft sind. Genutzt werden die Informationen der Datenbank, obwohl sie im Internet noch nicht abrufbar sind, bereits von Archivbenutzerinnen und Archivbenutzern des Instituts. Zunächst mit LARS erstellt, ist die Datenbank zur rheinischen Literatur- und Kulturgeschichte 1871-1925 mittlerweile in die gemeinsame Datenbank der Düsseldorfer Kulturinstitute D:Kult eingeflossen und soll 2007 im Internet zugänglich sein. Damit stellt sie eine Verbindung zwischen Nutzer und Archiv via Datenautobahn her und dient der Überführung von Teilen des Speichergedächtnisses in das aktuelle Funktionsgedächtnis der Gesellschaft.


1.2. Portal “Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven”
(www.rheinische-literaturnachlaesse.de)

Abbildung 1 (Datei = Screenshotnachlaesse1.jpg)

Bereits seit September 2004 online ist das Portal “Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven” (www.rheinische-literaturnachlaesse.de). Es verzeichnet ca. 400 Dichternachlässe und literarische Überlieferungen, die über knapp einhundert Stadt-, Gemeinde-, Firmen-, Privat- und Stiftungsarchive im Rheinland verstreut sind.

Für jeden Autor gibt es einen bio-bibliografischen Lexikonseintrag, dann eine standardisierte Beschreibung des Nachlasses sowie die Kontaktdaten der nachlassbewahrenden Institution. Dadurch wird der Weg zwischen dem potenziellen Nutzer und den Archiven deutlich abgekürzt, die Seite “Literarische Nachlässe” wirkt so gewissermaßen als überregional angelegte Vermittlungsinstanz, die dazu dient, Anfragen sehr viel präziser formulieren zu können.

Bei einem Internetportal vermittelt die Web-Statistik einen ziemlich genauen Überblick über die Art und Häufigkeit der Nutzung.
Insgesamt 28.444 Mal wurde unser Portal im letzten Jahr besucht, insgesamt 217.581 Seiten (Stand September 2006, Zeitraum: ab Oktober 2005) wurden dabei aufgerufen, letzteres ist die Zahl, die in Internetportalen für gewöhnlich als “Hits” gezählt werden, was allerdings zu relativieren ist. Aussagekräftiger ist die Zahl der verschiedenen Rechner, die auf unser Portal zugegriffen haben: Diese schwankt etwa zwischen 800 und 1000 verschiedenen Rechnern im Monat. Das ist in etwa gleichbedeutend mit der Anzahl der individuellen Nutzer. Tatsächlich werden diese Werte sogar noch weit höher liegen. Wenn sich nämlich ein Großserver einer bestimmten Region, etwa die Telekom, in unser Netz einwählt, wird nur dessen IP-Adresse gespeichert. Unter dieser Adresse laufen aber zahlreiche Einzelnutzer. Interessant an dieser Statistik ist auch, dass jeder Besucher nahezu zehn verschiedene Seiten aufruft, dass also eine gewisse Recherchetiefe existiert.

Für ein Special-Interest-Portal sind diese Werte recht hoch, und man muss sich nur einmal vorstellen, dass alle diese Anfragen auf herkömmlichem Wege bei den Archiven gelandet wären. Erfreulicher Weise sind sie gegenüber den Zahlen des letzten Jahres klar gestiegen, um 23,6% bei den effektiven Besuchen, sogar um 35,5,% bei den absoluten Seitenaufrufen.


1.3. Die elektronische Zeitschrift www.literatur-archiv-nrw.de


Während das Portal “rheinische-literaturnachlaesse.de” mehr für kulturhistorisch interessierte Nutzer in Frage kommt, hat das Rheinische Literaturarchiv mit der elektronischen Zeitschrift www.literatur-archiv-nrw.de einen Anknüpfungspunkt auch für zeitgenössische Kulturschaffende und Kulturinteressierte eingerichtet.


Dieses Internet-Magazin, das in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Literaturarchiv Münster betrieben wird, enthält Aufsätze zur NRW-Literatur- und Kulturgeschichte, zur Archivwissenschaft und -forschung, aber auch zu aktuellen literarischen Publikationen. Eine besondere Sparte ist die “Kritische Anthologie”, wo jeden Monat ein literarischer Text von einem Kritiker ausführlich vorgestellt wird. Termine und Tagungsankündigungen runden das Programm ab.

“Literatur-Archiv-NRW.de” weist noch höhere Nutzerzahlen als das Nachlassportal auf, was insofern nicht verwunderlich ist, als dass die Zeitschrift breitere Interessen abdeckt. Das zeigt ein Blick auf die Statistik: 52.503 Mal wurde die Adresse unserer Zeitschrift eingegeben, auf 139.396 Seiten wurde dabei zugegriffen (Stand: September 2006, Zeitraum: ab Oktober 2005). Die Zahl der unterschiedlichen Rechner liegt zwischen 1000 und 1600 pro Monat, das ist durchaus die Auflage eines wissenschaftlichen Buches. Was hierbei allerdings auch auffällt: Jeder Nutzer greift lediglich auf bloß 3 Seiten zu, das zeigt, dass das Rechercheangebot unserer Webdatenbank sehr viel intensiver nachgefragt wird.


2. Service


Das RLA im Heinrich-Heine-Institut versteht sich also als Service-Instanz zwischen der oft zu versteckten lokalen und der zu ausufernden nationalen bzw. internationalen Ebene. Es vermittelt Informationen zwischen den einzelnen Archiven, den Benutzern und den potenziellen Vorlassern – nicht nur durch Angebote im Internet.


2.1. Clearingstelle

Als Clearing-Stelle schafft es persönliche Kontakte zwischen Autoren und Archiven. Das RLA hat zahlreiche Beratungsgespräche mit den Erben von Nachlassern oder den Vorlassern selbst geführt, die sich von der Materialfülle und der für Laien unübersichtlichen Archivlandschaft überfordert fühlten. Dabei konnten wir vermittelnd tätig sein. Natürlich wurden Archivalien, soweit sie genuin in den Samm-lungsbestand des RLA passten, auch aufgenommen und bearbeitet, etwa die Vorlässe von Dieter Forte, Hugo Ernst Käufer und dem Montaigne-Übersetzer Hans Adolf Stiehl alias Hans Stilett.


2.2. Informationsveranstaltungen

Das RLA versteht sich als moderner Dienstleister, der Interessenten vielfältige Nutzungs-, Kooperations- und Interaktionsmöglichkeiten gestattet. Mit einer Informationsveranstaltung hat es sich direkt an die Zielgruppe der Archivare gewendet.

Die Tagung „Nachlässe aus dem Kulturbereich und ihre Bedeutung für Forschung und Archive” fand am 14. April 2005 im Gierdensaal der Abtei Brauweiler statt. Die Fortbildungsveranstaltung bot neben mehreren Impulsrefraten den rund 30 teilnehmenden Archivarinnen und Archivaren ein Diskussionsforum, um aus ihrer eigenen Praxis zu berichten. Besonders stark wurde die Problemlage der kommunalen Archive diskutiert. Das Bewahren und Erschließen kultureller Überlieferung gehört hier nicht zu den Pflichtaufgaben. Dennoch wäre es wichtig und wünschenswert, diese auch in Zeiten knapper Kassen aufzuspüren und der stadtgeschichtlich interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Eine weitere Informationsveranstaltung fand im März dieses Jahres für eine ganz andere Zielgruppe statt, nämlich die Autoren. Für ein Literaturarchiv ist das natürlich eine hoch interessante Zielgruppe, da es sich hierbei um die potenziellen Nachlasser handelt. In der Praxis ist es aber so, dass Autoren oft nur wenig Bezug zu den Archiven haben. Wenn dann gegen Ende ihres Lebens oder nach ihrem Tod ein solcher Bestand übernommen wird, sind aufgrund unsachgerechter Lagerung viele Materialien schon beschädigt oder gar zerstört.
Um unsere Veranstaltung besser auf die Bedürfnisse der Autoren und die tatsächliche Situation der Nachlässe im digitalen Zeitalter anzupassen, führten wir vor der eigentlichen Veranstaltung eine Befragung unter den Autoren des Rheinlands durch. Knapp einhundert Autoren aller Altersgruppen wurden angesprochen, etwa dreißig füllten unseren Fragebogen aus (s. den Auswertungsartikel in dieser Zeitschrift, direkter Link im Kasten linke Seite).

Wir fragten zum Beispiel danach, ob die Autoren bereits mit Archiven zusammengearbeitet haben und wie diese Kooperation von ihrer Seite bewertet werde. Hier wurde nur teilweise Zufriedenheit zum Ausdruck gebracht, wobei die kommunalen Archive mehrheitlich sehr positiv gesehen wurden.
Ferner ergab sich, dass die befragten Autorinnen und Autoren durchaus neben der elektronischen noch ausgiebige briefliche Korrespondenz pflegen. Auch stellte sich - für uns überraschend - heraus, dass die meisten der Befragten durchaus einen gewissen Sinn für die Bestandssicherung besitzen, indem sie Briefe, Emails und sogar Zwischenstadien ihrer Texte verwahren, in Papierform genauso wie digital gespeichert.

Diese und andere Ergebnisse brachten wir in die erste, sehr gut besuchte Veranstaltung mit Autoren ein, um darüber aufzuklären, wie wichtig bestimmte Formen des Sammelns und Bewahrens für nachfolgende Generationen sein können. Selbstverständlich kann es nicht darum gehen, sich von dieser Zielgruppe, die ja sehr eigene Interessen verfolgt, ein Bewertungsprofil aufdrängen zu lassen. Wir können in unserer Sammlungstätigkeit nicht jeden Autor gleich welcher Bedeutung berücksichtigen, aber wir wollen schon im Vorfeld Informationen für ein Kataster wichtiger Autorennachlässe gewinnen. Auf bundesweiter Ebene ist das beinahe aussichtslos, will man nicht in einen bloßen Schematismus verfallen. Im regionalen Kommunikationsraum aber ist ein gezielter und aktiver Direktkontakt mit möglichen Vorlassern durchaus fruchtbar, da man ihnen so die technischen Grundlagen einer sachgerechten Bestandssicherung rechtzeitig aufzeigen kann. Die Beschaffenheit zukünftiger Nachlässe kann sich durch solche Veranstaltungen ebenso massiv verbessern wie die öffentliche Wahrnehmung der Literatur- und Kulturarchive.