Widmung von Elias Canetti auf dem Titelblatt seines Romans "Die Blendung"
Für Mechthild Curtius / diese sehr herzliche Widmung / in das zerlesenste und besonders / folgenreiche Exemplar der 'Blendung' von Elias Canetti / Bonn, den 14. März 1974
Kommentar von Mechthild Curtius:
Elias Canetti zuerst in Ostwestfalen! Er hat schon in den sechziger Jahren im Bunker am Ulmenwall in Bielefeld gelesen! Freund meines Freundes, Trauzeuge und Patenonkel der Tochter Paul Hirschauer leitete in den fünfziger und sechziger Jahren den Bielefelder Jugendkulturring , gab die Blätter heraus, in denen viele späterer Autoren schrieben... ich meinen ersten Essay, 1958 über Klaus Kinski, der Rimbaud las. Die >Blätter des Bielefelder Jugendkulturrings< und meine Canetti- Geschichten liegen längst im Archiv und im Literaturmuseum. Canettis handgeschriebenen Briefe anderswo. Geblieben sind mir alle seine Bücher, die er seiner ersten Doktorandin mit Widmungen schickte. Das Fischer-Taschenbuch von 1965 vom Roman Die Blendung ist über und über angestrichen, es war das Arbeitsexemplar meiner Dissertation; in die bibliophile Weismann-Ausgabe von 1948 (München, unter Zulassung der Militärregierung) wagte ich nicht zu schreiben. Weil es denn nordrhein-westfälisch sein muß: die Dissertation 'erschien' bei Bouvier in Bonn, die Doktorandin wurde Wissenschaftliche Assistentin einer der fünf Gründungs-Gesamthochschulen; getroffen hat sich die frühe Doktorandin mit Elias Canetti in Bonn, erst später, nämlich am 13. und 14. März 1974. Meinem Freund und mir hatte er zwei Premièrekarten geschenkt. Wir tanzten nach der Uraufführung von >Hochzeit< .... über das Fest, Treffen mit Tabori und den Schauspielern habe ich viel zu oft schreiben müssen. Die FAZ kann man auch dort lesen, über das Canetti-Symposion 1992 in seiner Geburtsstadt Rousse auf Bulgarisch und auf Deutsch wiederum im Rheinland, nämlich im Röhrig Universitätsverlag St. Ingert. Am Tisch mit Tabori hat Elias Canetti dann die zerlesene rote Taschenbuch-Ausgabe der >Blendung< zwischen den Händen gedreht, aufgeschlagen und unter den Titel die oben abgebildete Widmung geschrieben.
Widmung von Heinrich Schirmbeck
Frau / Dr Mechthild Curtius / anlässlich eines Langgässer Coloquiums / herzlich zugeeignet / Darmstadt 14 6 1989 / Heinrich Schirmbeck
Kommentar von Mechthild Curtius:
Heinrich Schirmbeck wurde 1915 in Recklinghausen geboren. Das Autorengespräch der 'Bielefelderin' MC mit dem >Poeten vom Ruhrpott< ist zu lesen in >Literatur in Westfalen . Beiträge zur Forschung 4, 1998. Auszüge waren Rundfunkgespräch im HR 23.02.1990 zu seinem 75. Geburtstag. >Schlackenhalden schillernd in schwarzbläulichen und rötlichen Tönen, funkelnd von Schwefelkiesen und Glimmerblättchen ...< Erotik in Hitze der Zechenhalde ... Da sei das Buch ebenso mit Händen zu greifen oder wenigstens virtuell zu suggerieren : Schirmbecks Widmung in den schön gebundenen Band vom Düsseldorfer Claassen Verlag 1989. Mit Nachwort von Robert Jungk. Heinrich Schirmbeck. Die Pirouette des Elektrons. Meistererzählungen. Im Mai 2006 kam vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst eine Einladung zur Lesung aus Schirmbecks Prosa durch Hannelore Hoger: >Es gilt, einen großen Erzähler und Essayisten wieder zu entdecken.< Warum nicht vor 2005, ehe er starb? Kaum sind sie tot, schmücken sich andere mit ihnen. In den fünfziger Jahren wurde er mit Thomas Mann verglichen, Art Bestseller-Autor. . Auf das Wissenschaftliche kam es dem Wissenschafts-Journalisten und Rundfunk-Essayisten an. Als ich ihn am 29. März 1990 besuchte, war er elend und verbittert, vergessen. Vor lauter Freude hat er mir gleich sieben Bücher geschenkt. In das erste diese Widmung geschrieben.