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Enno Stahl: Projektberichte - Nachlassportal, E-Zine, Literarisches Leben am Rhein

Beispiele aus der Praxis

1. Das Internetportal „Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven“ www.rheinische-literaturnachlaesse.de


Die meisten von Ihnen werden unser Nachlassportal bereits kennen, denn Ihre Häuser haben ja damals die entsprechende Anfrage erhalten. Und gerade IHRE Mitarbeit hat die Erstellung dieses Service-Tools in so kurzer Zeit überhaupt erst möglich gemacht. Daher führe ich das jetzt nicht in allen Funktionalitäten einzeln vor, sondern sage nur etwas zur Ausgangssituation.

Das Internetportal „Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven“ ist entstanden als Kooperation des Rheinischen Literaturarchivs mit dem Landschaftsverband Rheinland und dem Literaturrat NRW und wurde im September 2004 ins Netz gestellt. Die prinzipielle Problematik war dabei folgende: im Rheinland gibt es eine Vielzahl städtischer Zentren, in denen Kulturgeschichte geschrieben wurde und daher auch eine ganze Reihe von Archiven, die Materialien darüber bewahren.

Für die Literatur im Besonderen heisst das, dass sich etwa 400 Autorennachlässe auf ca. 70 Kommunal-, Privat-, Vereins-, Stiftungs- und Firmenarchive, sowie Bibliotheken und Museen verteilen, auf Einrichtungen sehr unterschiedlicher Art also. Die Nachlasslage ist sehr schwer zu überblicken gewesen.

Zwar gab es das Nachschlagewerk „Literarische Nachlässe in NRW“ von Dagmar Rohnke-Rostalski aus dem Jahr 1995, aber in diesem sehr dynamischen Bereich war es einerseits nicht mehr aktuell, andererseits ohnehin unbefriedigend, weil die Informationen sehr heterogen waren. Gerade Archive mit sehr bedeutenden und umfangreichen Nachlässen konnten es häufig nicht leisten, ihre gesamten Bestände zu melden und kamen hier nur sehr pauschal davon.

Um Abhilfe für dieses Problem zu schaffen, haben wir zunächst einmal statt der Buchpublikation eine Internetlösung vorgezogen, weil diese sich kontinuierlich aktualisieren lässt. Ein weiterer Vorteil ist die Volltextsuche.

Dazu haben wir einen standardisierte Eintragsmaske zur Nachlassbeschreibung entwickelt, die in übersichtlicher Form wichtige Informationen über den Bestand vermittelt. Neben der flächendeckenden Anfrage, die ja – wie erwähnt - viele Archive bearbeitet haben, wurden die regelrechten „Literaturarchive“ persönlich aufgesucht, um größere Bestände adäquat zu erfassen. Dem Nachlassteil wurde ein biografisches Lexikon vorgeschaltet, auch dieses war bei Rohnke-Rostalski sehr unterschiedlich ausgefallen, mitunter nur als Verweis auf andere Standardlexika.

Im Unterschied zur zentralen Autographenkartei KALLIOPE ist der Datenpool durch die regionale Eingrenzung überschaubarer gehalten. Die Methodik, größere Beschreibungseinheiten einzurichten, statt der Einzelblattverzeichnung hat den Vorteil, dass der Nutzer sehr viel schneller als dort an die gewünschte Information kommt, nämlich: wie viele Briefe gibt es von Person XY in welchem Archiv? Diese Beschreibungsform ermöglicht zudem, neue Nachlässe der Öffentlichkeit zeitnäher zugänglich zu machen.

Damit hängt zusammen: Wir möchten das Portal natürlich auch in Zukunft aktuell halten und bemühen uns daher um eine dauerhafte Kommunikation mit Ihnen, den Archiven. Es wäre schön, wenn Sie uns neue Bestandsübernahmen melden würden, damit wir die Datenbank ständig erweitern können.
Wir werden in näherer Zukunft auf dieser Seite ein Download mit der Eintragsmaske verankern, das Sie sich herunter laden und zu einer Kurzbeschreibung Ihrer neuen Bestände nutzen können.


2. Das E-Zine
www.literatur-archiv-nrw.de

Herausgegeben vom LiteraturRat NRW e.V., als Kooperation des Rheinischen Literaturarchiv (RLA) und des Westfälischen Literaturarchivs (WLA) der Literaturkommission für Westfalen, ist vor kurzem die Internet-Literatur-Zeitschrift www.literatur-archiv-nrw.de gegründet worden. Das E-Zine soll als Plattform für Literaturwissenschaftler und Archivare, Veranstalter und Autoren aus der Region dienen, die Nutzern aller Alters- und Interessensbereiche zahlreiche Interaktions- und Informationsmöglichkeiten bietet.

www.literatur-archiv-nrw.de informiert u.a. über Neuigkeiten in Forschung, Dichtung und Betrieb, umfasst Aufsätze über Themen der regionalen Literaturgeschichte sowie aus dem Bereich der archivarischen Literaturpflege (u.a. werden gescannte Handschriften und Typoskripte historischer, rheinischer Autoren der Öffentlichkeit vorgestellt).

Last, but not least findet man hier auch belletristische Texte von Autorinnen und Autoren aus NRW. Über ausführliche Linklisten werden Literatur- und Dichterhäuser, Datenbanken und Informationsbörsen, literarische Gesellschaften und freie Gruppen angebunden.

Dieses E-Zine ermöglicht schnelle Reaktion und Dokumentation waltender Prozesse. Auch ein Ereignis wie die heutige Veranstaltung kann und wird von uns als Sonderthema verwertet.

3. Projekt: Literarisches Leben am Rhein. Quellen zu öffentlichen und medialen Vermittlungsformen von Literatur in rheinischen Archiven

Im Zusammenhang mit der Erarbeitung des Internetportals „Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven“ stellte sich heraus, dass in den Archiven des Rheinlands auch andere Formen der Überlieferung existieren, die für Rekonstruktion und Beschreibung des literarischen Lebens der Region von erheblicher Bedeutung sind.

Seit ca. 1850 bilden nämlich öffentliche Lesungen, Rezitationen, Vorträge, szenische Rollenspiele o.ä. einen festen Bestandteil der literarischen Kultur. Das, was sich in den Jahrhunderten zuvor in den Salons des Adels und Großbürgertums abgespielt hatte, wurde damals über kulturelle Vereinigungen und Literatur- und Lesegesellschaften in ein größeres Publikum vermittelt. Und hier existieren Überlieferungen etwa von Vereinen, literarischen Gesellschaften u.ä.

Mit dem Aufkommen der technischen Medien erweiterten sich die Möglichkeiten der Literaturvermittlung beträchtlich. Auch in den Rundfunkarchiven des WDR oder des Deutschlandfunks, doch ebenso in manchen privaten Nachlässen (Veranstalter, Radiojournalisten u.ä.), lagern dementsprechend riesige Bestände an Tondokumenten und anderem relevanten Material.

Ziel des Projektes ist es, ein sachthematisches Inventar zu erstellen, das dezidierte Auskünfte über die Quellenlage vermittelt. Ich werde mich also demnächst erneut in dieser Sache an Sie wenden. Falls Sie also Materialien über solche Gesellschaften oder Kulturvereinigungen in Ihren Häusern besitzen, Tondokumente in privaten Nachlässen etc. – würde ich mich über Hinweise freuen.