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Call for Papers: „Literaturwunder Ruhr“

Kongress im Haus der Geschichte, Bochum, Clemensstraße 17-18 vom 29. bis 31. Oktober 2009

Veranstalter:
Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets (Prof. Dr. K. Tenfelde)
Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt Dortmund (H. Palm)
Ruhr-Universität Bochum, Germanistisches Institut
Literarische Gesellschaft Bochum (Prof. Dr. G. Rupp)

Parallel zum industriellen und wirtschaftlichen Strukturwandel haben sich im Ruhrgebiet in den letzten Jahren und Jahrzehnten ein kultureller und ein literarischer Strukturwandel vollzogen. Der hier geglückte sozio-ökomische Strukturwandel ist im Vergleich zu den Problemen in ähnlichen Industriestandorten wie Oberschlesien oder Mittelengland höchst bemerkenswert. Das Aufkommen einer neuen Ruhrgebietsliteratur aber ist – ein Literaturwunder.

Dieses Literaturwunder zeigt sich spätestens seit den 80er Jahren in einer prosperierenden Kultur- und Literaturentwicklung. Werke von Link, Lodemann, Rothmann, Seligmann. Streletz und vielen anderen bilden eine neue Qualität von Regionalliteratur heraus, die nicht nur affirmatorisch den Bezug auf die eigene Herkunft betont, sondern durch distanzierende Verfahren der Beobachtung und der Spiegelung anreichert. Dabei richten die Autor/innen den Blick nicht nur auf die Gegenwart, sondern verarbeiten immer wieder von ihrem gegenwärtigen Blickwinkel aus die Vergangenheit mit, und sie schauen nicht nur auf das Ruhrgebiet selbst, sondern sie sehen es vorzugsweise im übergeordneten europäischen Rahmen. Diese ‚Gegenbeobachtung’ verdankt sich u. a. dem Umstand, dass das Ruhrgebiet spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts selbst Ergebnis einer (geglückten) kulturellen Durchmischung ist.

D.h. dass gerade hier aufgrund des hohen Migrant/innen-Anteils sich die Orientierung in europäischen und globalen Zusammenhängen bewegt.
Im Vorfeld der Kulturhauptstadt 2010 und in Rückbesinnung auf Bochum als Stadt des Wortes ist es ein aussichtsreiches Vorhaben, neue und neueste literarische Texte als Anzeichen des florierenden Kulturraums Ruhr zu untersuchen. In dieser Perspektive sind mit den literarischen Texten die anderen Künste wie Musik, Film und auch bildende Kunst mit angesprochen. In der Durchmischung von E- und U-Kultur prägen die literarischen Texte neue Gattungen und Typologien aus.

Zugestanden: parallel laufende sozio-ökomische und kulturelle Umbrüche gibt es auch in anderen Regionen: z. B. im benachbarten Rheinland oder in den metropolartigen Ballungsräumen Berlin, München oder Hamburg. Und auch eine besonders hervorstechende Regionalliteratur gibt es allerorten in Deutschland heute. Trotzdem hat die Metropole Ruhr Besonderheiten, die in ihrer Summe ein unverwechselbares Profil ergeben.

Für diesen Prozess gibt die sog. Industriekultur das Muster vor: die Umfunktionierung der Industriezechen zu Kulturzentren. In ähnlicher Weise werden Texte, Muster und Gattungen umfunktionalisiert. Realisiert wird ein (intelligenter) Eklektizismus, der die Kulturmischung mit einschließt.
Genau dieser Prozess steht im Zentrum des Kongresses „Literaturwunder Ruhr“. Die jüngere und aktuellste Literatur wird darauf hin untersucht, welche (neuen) Formen, Strukturen und Muster entstehen, welche Träger- und Verbreitungsmedien genutzt werden, welche Funktionen bestärkt, welche verändert und welche neu geschaffen werden und welches Bild des Ruhrgebiets schließlich durch die literarischen Texte transportiert und in der Rezeption aufgenommen wird.


Sektion 1: Neue Gattungskonfiguration:
neue Gattungen der Ruhrgebietsliteratur nach dem Bergmannsroman und der Arbeiterliteratur?
Reine Gattungen oder Gattungsmischungen
Literatur und Musik
Graphic novels
Funktionswechsel von Appell und Gesellschaftskritik zur Unterhaltung

Sektion 2: Neue Bilder des Ruhrgebiets
Widerspiegelung des Strukturwandels in der Literatur
Neuentdeckung durch historische Rückblicke
Regionalbezogene Literatur vs. kulturelle Mischung
Identitätsbilder, -konstruktionen des Metropolraums Ruhr


Sektion 3: Ruhrgebiet und Ruhrgebietsliteratur im Film, in den Medien und im Netz
Beispiel Deutschland, ein Sommermärchen
Ruhrgebiets-TV: center-TV
Blogs (Ruhrbarone), E-Mail-Literatur Ruhr
Hypertextliteratur, kollaborative Schreibprojekte

Sektion 4: Ruhrgebietsliteratur interkulturell
Migrationsliteratur in den 60er Jahren und heute
Deutsch-türkische Literaturprojekte, Cafés, Internetausstellungen
Interkulturelle Dialog-Orientierung vs. sprachlich-literarische Ghettoisierung
Kulturentwürfe in der Migrationsliteratur (Erzählwelten, kulturelle Kommunikation)

Sektion 5: Ruhrgebietsliteratur live
Slam Poetry
Literaturfestivals
Literaturwettbewerbe, Literaturpreise, Prorgramme der Literaturförderung
Theaterprojekte

Die Vorträge sollen 30 Minuten nicht überschreiten. Eine spätere Publikation in Form eines Sammelbandes durch das Fritz Hüser-Instituts ist vereinbart. Fahrt- und Übernachtungskosten für Referent/innen werden übernommen.
Vorschläge mit kurzen Abstracts (ca. 1 Seite) sowie knappen bio-bibliographischen Angaben bitte bis zum 15. Juni an

Gerhard.rupp@rub.de

Informationen zu den Veranstaltern:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/sbr/sbr/frameset_sbr.htm

http://www.fhi.dortmund.de/fhi/project/assets/template2.jsp?smi=1.0&pid=11157&nid=0&ncode=grossprojekte.fhi&ntitle=Meldungen&nlimit=1&eid=0&ecode=grossprojekte.fhi&elimit=5&etitle=Veranstaltungen

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