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Levin und Louise Schücking – ein prominentes Schriftstellerehepaar aus Westfalen

LWL-Literaturkommission legte zwei neue Bände ihrer Schriftenreihe vor

Beide lebten ein Leben für die Literatur: Er, Kritiker, Journalist, Herausgeber und einer der meistgelesenen Romanautoren des 19. Jahrhunderts – sie, eine Salonschriftstellerin, die frühemanzipiertes Gedankengut vertrat und trotz adliger Abstammung das gesellschaftliche System anprangerte, in dem sie groß geworden war. Die LWL-Literaturkommission hat Levin Schücking (1814-1883) und Louise von Gall-Schücking (1815-1855) zwei Publikationen gewidmet, die die literarhistorische Bedeutung des Schriftstellerehepaares herausstellen. Nach wechselvollen Lebensstationen bewohnten beide das von Johann Conrad Schlaun erbaute schlichte Landschlösschen Haus Schücking in Sassenberg bei Warendorf.

Mit der Neuherausgabe von Levin Schückings „Lebenserinnerungen“, die erstmals 1886 erschienen, und der Übersetzung der Louise-von-Gall-Biografie des amerikanischen Germanisten Hugh Powell ergänzt die wissenschaftliche Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) einen ihrer Schwerpunkte. Die Forschungen zur Familie Schücking schließen auch Archivfunde ein. Bereits seit 2004 verwahrt das Westfälische Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen den Nachlass Catharina Busch-Schückings (1791-1831). Die Mutter Levin Schückings war eine nahe Freundin und das frühe Dichteridol von Annette von Droste-Hülshoff. Eine Gesamtausgabe ihrer Werke und Briefe legte die Kommission bereits 2005 vor, dazu 2008 das literarische „Selbstbildnis“ eines Enkels von Levin, des Anglisten und Schriftstellers Levin Ludwig Schücking (1878-1964).

Levin Schücking wird in heutigen Literaturgeschichten meist nur noch im Zusammenhang mit Annette von Droste-Hülshoff genannt. Er war mit der Autorin eng befreundet und inspirierte sie bekanntlich zu zahlreichen ihrer besten Texte. Sein umfangreiches eigenes literarisches Schaffen ist dagegen kaum noch bekannt. Es umfasst unter anderem 40 Romane, 90 Erzählungen, mehrere Reisewerke sowie eine kaum überschaubare Zahl publizistischer Arbeiten. Die Zeitgenossen lobten sein spannungsreiches, humorvolles Erzählen, der "Brockhaus" bezeichnete ihn 1883 als "Walter Scott Westfalens". Seine „Lebenserinnerungen zeigen exemplarisch, wie Schücking zu einem erfolgreichen Massenautor aufstieg und geben aufschlussreiche Einblicke in den Literaturmarkt seiner Zeit. Den weltoffenen, kosmopolitischen Blick teilte seine Ehefrau Louise, deren Werk ein starkes Interesse an Politik, Wirtschaft und Technik aufweist. Sie scheute sich nicht, öffentlich für Freiheit und Gerechtigkeit und für starke Frauenrechte einzutreten. Dank des Engagements der LWL-Literaturkommission liegt die erste umfangreiche Biografie über ihre Person nun in deutscher Sprache vor.

Jochen Grywatsch


Levin Schücking. Lebenserinnerungen. Reprint der Originalausgabe 1886. Neu herausgegeben von Walter Gödden und Jochen Grywatsch. Bielefeld: Aisthesis 2009.
ISBN 978-3-89528-760-2, 240 Seiten, kart., 24,80 EUR

Hugh Powell: Louise von Gall. Ihre Welt und ihr Werk. Aus dem Amerikanischen. Bielefeld: Aisthesis 2009.
ISBN 978-3-89528-762-6, 231 Seiten, kart., 24,80 EUR