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Sabine Brenner-Wilczek: Tagungsbericht

Archivtagung Brauweiler

Die Tagung “Nachlässe aus dem Kulturbereich und ihre Bedeutung für Forschung und Archivwesen” fand am 14. April 2005 im Gierdensaal der Abtei Brauweiler statt. Die Fortbildungsveranstaltung für Archivarinnen und Archivare wurde vom Rheinischen Archiv- und Museumsamt in Verbindung mit der Fachstelle für Regional- und Heimatgeschichte des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) und dem Rheinischen Literaturarchiv im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf veranstaltet.

Ausgangspunkt der Veranstaltung war die Feststellung, daß die Arbeitsweisen der Archive insgesamt und der Kultur und Literaturarchive im besonderen sind in einem grundlegenden Wandel begriffen. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Bereits mit den technischen Veränderungen zu Beginn des 20. Jahrhundert, verstärkt aber seit dem Einsatz der elektronischen Medien hat sich eine Verschiebung des Dokumentationsschwerpunktes von der staatlichen auf die private Überlieferung ergeben.

Bedingt durch die Vervielfältigungstechniken, die bei Massenakten zu einem Kassationsanteil von über 90% führen, werden von Einzelpersönlichkeiten strukturierte Sammlungen (Nachlässe etc.) immer wichtiger für die kulturhistorische Forschung. Das heißt, dass die Bedeutung von Archiven, die schon bisher auf Einzelpersonen bezogen gesammelt haben, allgemein steigen wird.

Zu Anfang der Tagung gab Bernd Kortländer (Düsseldorf) daher einen Überblick über die Geschichte von Kulturarchiven, beginnend mit der Initiative des Germanisten Dilthey im Jahre 1889. Aber auch gesetzliche, nicht spezialisierte Archive bewahren kulturelle Überlieferung auf. Obwohl die Verwaltung der kulturellen Überlieferung nicht zu den Pflichtaufgaben kommunaler Archive gehört, ist es doch wichtig, sie auch in diesem Kontext aufzuspüren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, plädierte Eberhard Illner (Köln) in seinem Grundsatzreferat.

Bei der Übernahme von Nachlässen gilt es jedoch, zahlreiche Dinge zu beachten, die bei Registraturgut aus einer Behörde nicht berücksichtigt werden müssen. Andrea Korte-Böger (Siegburg) skizzierte die wichtigsten Schritte in Sachen “Rechtsfragen”, die es zu bedenken gilt, von den Verträgen mit Nachfahren über die Benutzungsbedingungen bis hin zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte.

Angesichts der Ausdehnung und Unübersichtlichkeit der kulturellen Überlieferung bietet sich bei Sicherung und Erschließung ein regional gebündeltes Vorgehen an. Sabine Brenner-Wilczek und Enno Stahl (Düsseldorf) stellten in ihrem Beitrag das “Rheinische Literaturarchiv” (RLA) im Heinrich-Heine-Institut vor. Das „Rheinische Literaturarchiv" (RLA) im Heinrich Heine Institut versteht sich als Service Instanz zwischen der oft zu versteckten lokalen und der zu sehr ausufernden nationalen bzw. internationalen Ebene. Es vermittelt Informationen zwischen den einzelnen Archiven und den Benutzern und macht entsprechende Service-Angebote, die auf der Fortbildungsveranstaltung vorgestellt wurden: u.a. das Internetportal “Literarische Nachlässe in rheinischen Archiven” und die Datenbank zur “Rheinischen Literatur und Kultur” (1871 - 1925).

Darüber hinaus bot die Fortbildungsveranstaltung den rund 30 teilnehmenden Archivarinnen und Archivaren ein Diskussionsforum, um aus ihrer eigenen Praxis zu berichten. Am Nachmittag wurden nach Impulsreferaten Beispiele aus der Erwerbung, Erschließung und Erforschung von kultureller Überlieferung vorgestellt. Der Bogen spannte sich dabei von Literturpreisen bis hin zum Nachlass des kürzlich verstorbenen Kölner Pop-Literaten Jens Hagen.